Kabarett: Der Wettstreit um die Krähe

Junge Künstler präsentieren eine gute Mischung an den zwei Finalabenden.

Kabarett: Der Wettstreit um die Krähe
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Dass es an talentierten Kabarettisten nicht fehlt, zeigt der Wettstreit um den begehrten Kabarettpreis Krefelder Krähe. Die Krähen um Krähenvater Jochen Butz bewiesen schon in der Vergangenheit ein gutes Händchen, denn alle bisherigen Nachwuchspreisträger machten Karriere. Die Besucher, die zu den beiden Finalabenden am Freitag und Samstag in den Kulturpunkt Friedenskirche gekommen waren, erlebten kurzweilige Unterhaltung.

Die hoffnungsvollen Nachwuchstalente präsentierten ihr Können mit hohem Engagement und ernteten viel Beifall. Beide Veranstaltungen waren mit jeweils 200 Besuchern ausverkauft. Sechs Solisten, darunter eine Frau, ein Duo und ein Trio zeigten einen bunten Reigen vom klassischen, politisch geprägten Kabarett über Poetry-Slam-Poesie bis zum Musikkabarett.

Den Eisbrecher am Freitag gab Torsten Schlosser als selbsternannter Meister der Anarchie. Auf unkonventionelle Art widmete er sich unter anderem der Energiegewinnung durch Goldhamster. „De Frau Kühne“ alias Ingrid Kühne ließ mit ihrem furiosen selbstironischen Auftritt das Publikum geradezu mitfühlen, wie sich der Familienalltag als ganz normaler Wahnsinn gestaltet. Nachdem sie das Publikum zu Lachsalven animiert hatte, übte sich das „Spoken-Word-Ensemble Allen Earstyzz“ (frei übersetzt „allen Ernstes“) aus Stefan Dörsing, Julian Heun und Tes Fu in Poetry-Slam-Art und Rap-Form. Reim-Stakkati wechselten mit musikalischen Zwischenspielen — hintergründig und inhaltsstark. Den Abschluss bildete Omega-Männchen (das Gegenteil vom Alpha-Tier) Matthias Ningel. Der musikalische Humorist nahm Speed-Dating und den Umgang mit achtjährigen „verhaltensoriginellen Soziopathen“ aufs Korn.

Auch der Samstagabend war gespickt mit abwechslungsreichem Kabarett. Rupert Schieche gab sich frech und lyrisch als bekennender „Odist“, etwa mit seiner Ode an die Schokolade oder an das Stille Örtchen. Sein schräges Spiel erinnert an Mr. Bean. Felix Oliver Schepp zelebrierte Musikkabarett per Klavier. Skurril, poetisch und doppeldeutig widmete er sich der Entsorgung von Atommüll: „Weißt du, wie viel Stäblein glühen?“

„Lorman“ Lorenz Böhme ist zwar nicht mehr der Jüngste, fällt aber unter das Kriterium „weniger als fünf Jahre Bühnenerfahrung“. Er überzeugte mit einem versierten Auftritt klassischen Politikkabaretts und viel bissigem Wortwitz. Er weiß sogar, wann Angela Merkel zurücktrit: 2036. Max Kennel und Jonas Meyer haben sich gesucht und gefunden. Als „Lumpenpack“ begeisterten die jüngsten aller Teilnehmer das Publikum mit ihrem spitzbübischen Charme und einem musikalischen Potpourri aus guter Laune und geistreicher Unterhaltung - mit tiefen Einblicken in das dörfliche Leben und erstaunlichen Kenntnissen des Krefelder Lokalkolorits.

Fazit: Es fiel nicht nur den Besuchern schwer, die Künstler zu bewerten, sondern auch der Fachjury, die andere Kriterien berücksichtigen muss als das Publikum. Zum Beispiel: Welches Entwicklungspotenzial hat der Kandidat, und wüsste er auch einen ganzen Abend statt nur 20 Minuten lang zu überzeugen?

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