Abenteuer-Reise Hülser reist mit der "Bergziege" von Kapstadt bis Dubai

30 000 Kilometer durch 19 Länder Afrikas will der 24-jähriger Hülser Tobias Köhn in seinem kleinen Geländewagen fahren. Den Job als Elektroniker beim Henkel-Konzern hat er für sein großes Abenteuer aufgegeben.

Seinen kleinen Suzuki-Geländewagen will Tobias Köhn in Rotterdam verschiffen.

Seinen kleinen Suzuki-Geländewagen will Tobias Köhn in Rotterdam verschiffen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Der Abschied von der Familie und den Freunden rückt immer näher, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: Akribisch plant der 24-jährige Tobias Köhn seine Afrika-Reise mit dem Auto, einem kleinen Geländewagen Samurai der Marke Suzuki. Von Kapstadt soll es die Ostküste des fernen Kontinents entlang bis nach Dubai gehen.

Ende April startet sein Direktflug von Frankfurt nach Kapstadt in Südafrika. Eineinhalb Jahre (über den Daumen gepeilt) plant er für das Abenteuer ein. „Meine Eltern sind recht entspannt“, sagt er. „Und ich habe keine Angst davor, was alles auf mich zukommen kann“.

Das komplette Equipment, von Proviant, Dachzelt, Videokamera sowie Film- und Fotoausrüstung und einigen Ersatzteilen für den kleinen Geländewagen, den Köhn liebevoll seine „Bergziege“ nennt, sind dann mit ein paar Hemden, Jeans und Ersatzschuhen bereits auf dem Weg nach Südafrika. „Das Auto wird hier gepackt, verplombt, nach Rotterdam transportiert und von dort in einem Container verschifft“, berichtet er.

Etwa 25 Tage wird es dauern, bis „Bergziege“ und er sich wieder treffen und auf die große Tour gehen. Mit an Bord des Fahrzeugs sind ein Wasserfass, das Tobias Köhn für etwa zwei Wochen mit Wasser versorgen kann, und Lebensmittel für etwa acht Tage, um nach der Ankunft zunächst autark zu sein. Eine Solaranlage ist auf dem Dach des Autos installiert, um die Stromversorgung zu sichern. Ein Navi hat er auch, er verlässt sich aber lieber auf Karten, sein GPS-Handy, einen Kompass und die Sterne.

19 Länder wird er durchqueren, rund 30 000 Kilometer zurücklegen, für jedes Land über die deutsche Botschaft die Einreiseformalitäten für das Nachbarland beantragen. Da Europa und Südafrika auf demselben Längengrad liegen, gibt es keinen Zeitunterschied. Allerdings verschieben sich die Jahreszeiten durch die Reise auf die Südhalbkugel. „Ich fliege vom Frühling in den Herbst. Darauf muss ich mich einstellen.“

Bewusst hat sich Tobias Köhn keine Details über die einzelnen Länder berichten lassen. Er selbst will sich unbeeinflusst eine eigene Meinung über Land und Leute bilden. „Natürlich“, gibt er zu, „habe ich ein paar schlaflose Nächte wegen all der Pläne und Vorbereitungen gehabt. „Jetzt ist schon so viel in trockenen Tüchern, dass ich wieder ruhig schlafen kann.“

Tobias Köhn ist Moderator vom Youtube-Kanal ACME Adventure (A Company Manufactoring Everything) und wird auf diesem Weg kontinuierlich über seine Reise berichten. Erste Informationen über die Reise liefert der Kanal bereits.

Eine finanzielle Beteiligung von AMCE an dem Projekt des jungen Krefelders gibt es nicht. Es ist nicht die erste Reise quer durch fremde Länder und Kulturen des Elektronikers der Automatisierungstechnik, der beim Düsseldorfer Henkel-Konzern arbeitete und inzwischen fristgerecht gekündigt hat.

„Ich habe viel Verständnis für meine Pläne erfahren“, lobt er den Arbeitgeber. „Wenn das dein Weg ist, dann musst Du ihn gehen, haben Firmenleitung und Kollegen gesagt“, schildert er die Reaktionen am Arbeitsplatz.

Auch die Eltern, mit denen er im schmucken Eigenheim im Hülser Bruch lebt, Freunde und Bekannte hätten ihn mit ähnlicher Zustimmungen in seinem Vorhaben bestärkt. „Das ist mein Schritt in die Selbstständigkeit“, ist er sicher.

Erfahrungen in puncto Abenteuer- und Auslandsreisen kann Tobias Köhn schon vorweisen. „Früher war ich mit der Familie in den Ferien oft in Frankreich unterwegs. Das waren zwar keine Abenteuerurlaube, aber trotzdem schön“, erinnert er sich. Im Mai 2014 folgte eine Dienstreise nach Rumänien, in die Nähe von Bukarest, um über eine Initiative des Düsseldorfer Arbeitgebers notleidenden Familien Hilfe zu bringen.

Im Sommer desselben Jahres hieß es schon wieder: Koffer packen. Als Fahrer eines BMW 320 D nahm er, begleitet von zwei Werkteams, an einer vom einem Fernsehsender gesponserten vierwöchigen Privatrallye namens „Tayik“ von insgesamt 11500 km in Tadschikistan in Zentralasien teil. Dafür nahm er seinen kompletten Jahresurlaub. „Das Auto ging leider vor dem Ziel zu Bruch“, bedauert er bis heute.

Mit seinem besten Freund machte er sich im vergangenen Jahr zum Nordkap auf. Wie immer im eigenen Auto hin und zurück, wie er betont. Er selbst könne bei Pannen sachkundig kleinere Schäden reparieren. Da er ein Mensch sei, der sich gerne draußen aufhalte und die Natur liebe, werde im Dachzelt oder je nach den augenblicklichen bzw. örtlichen Gegebenheiten im Freien übernachten, sagt er.

Und nun Afrika. Einen großen Sponsor gibt es noch nicht, Köhns Devise lautet: „Was nicht ist, kann ja noch werden“, denn er hat eine neue Idee. „Ich vermiete den Beifahrersitz. Wer bei dem Abenteuer dabei sein will, kann sich den Platz an meiner Seite für ein paar Wochen für einen finanziellen Beitrag sichern.“

Vier bis fünf Interessenten aus Deutschland hätten sich schon gemeldet, nachdem sein Plan über Youtube öffentlich gemacht worden sei. „Auch für die ist diese Tour Neuland“, hätten sie ihm gegenüber in ersten Gesprächen zugegeben. Er werde auf der Strecke vor Ort weitere Beifahrer suchen. ACME hilft ihm über das Internet dabei, Mitfahrer anzuheuern.

Einzelne Summen für die Reise mag Tobias Köhn nicht nennen, nur so viel: „Über´n Daumen rechne ich für diese Reise mit Kosten von 20 000 bis 25 000 Euro. „Zumindest ist am Ende mein Erspartes aufgebraucht. Ich habe außerdem schon persönliche Gegenstände, die ich früher gesammelt habe, aber längst nicht mehr brauche, verkauft oder biete sie noch an. Auch das bringt Geld in die Kasse.“

Es sei bis 17. März ein sogenannter Crowdfund angelegt, eine Massenfinanzierung, in der jeder Interessierte mit seiner Einzahlung zur Finanzierung beitragen könne. „Auf Anfrage werde ich Postkarten aus den bereisten Ländern verschicken, die der Empfänger bearbeiten, und vielleicht als tolle Geschenkidee nutzen kann.

Dieser Service ist nicht kostenlos“, betont er. Daneben wird er ein Netzwerk aufbauen, in dem es auch chronologische Einträge über seine aktuelle finanzielle Situation geben wird. Er bereitet einen kontinuierlichen Newsletter über seine Abenteuer für die Teilnehmer dieses Netzwerks vor.

„Meine Filme und Berichte laufen ab wie eine Fernsehserie. Ihr Schwerpunkt liegt auf dokumentarischen Darstellungen und zeigt vielseitige Hintergründe über die einzelnen Länder und ihre Bevölkerung. Geld gibt es dafür diese Berichterstattung nicht“, betont der junge Abenteurer, der neben den Reisen mit ihren vielen detaillierten Vorbereitungen auch das Filmen, Fotografieren und Texten sein Hobby nennt.

In der sprachlichen Verständigung sieht er keine Probleme. Auf ihn wird Englisch und ein bisschen Französisch zukommen, dazu sei er ein Meister, sich mit Zeichensprache, Händen und Füßen, Gestik und Mimik verständlich zu machen. „Ich habe rechtzeitig versucht, Arabisch zu lernen, aber das ist so schwierig, dass ich diese Bemühungen wieder aufgegeben habe“, gibt er zu.

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