Hier fließt der Schweiß

Der Sommer gibt noch einmal richtig Gas – manche Krefelder leiden mehr als die anderen.

Krefeld. Heinz Lauffer atmet tief durch. Lehnt sich kurz gegen die staubige Baumaschine und zieht sein großes Taschentuch hervor. Einmal kurz die verschwitzte Stirn abtupfen und einen Schluck trinken. Dann muss es weiter gehen. Der Asphalt am Deutschen Ring soll zumindest auf der einen Seite noch in dieser Woche fertig sein. "Leider wird der 170Grad heiß", stöhnt der Schwarzdeckenmeister, dem bei der Arbeit die Hitzedämpfe direkt ins Gesicht steigen.

Während des Achteinhalb- Stunden-Tags hilft nur: Jeden Schatten nutzen, den die großen Bäume am Ring spenden. Allerdings denken seine Kollegen dasselbe. Da kann es schon mal eng werden unterm Baum.

Heiße Luft gibt’s auch bei Bäcker Rudolf Weißert. In seinem Laden in Forstwald schwitzen die Mitarbeiter mit den Teilchen um die Wette - ohne Alternative. "Unsere Verkäuferinnen können ja nicht im Bikini hinter der Theke stehen", sagt Weißert. Gegen Wespenschwärme hat er ein Rezept: Den Pflaumenkuchen erst dann zuckern, wenn der Kunde ihn kauft.

Deutlich schweißtreibender geht es in der Backstube zu. 30Grad sind der alltägliche Normalfall. Die Hitze setzt nochmal eins drauf. "Die Temperatur ist für die Backtechnik schon ein ganz schönes Problem." Das Wasser für den Teig muss Weißert einfrieren und dann am Morgen durch den Eiscrasher jagen. Denn ist der Teig zu warm, geht der Brötchen-Geschmack flöten. Dazu kommt: "Wenn es so heiß ist, essen die Leute weniger."

Bei manchen Produkten macht er dann bis zu 30 Prozent weniger Umsatz. Freuen über die Hitze dürften sich die Eisdielenbesitzer dafür umso mehr - sollte man zumindest meinen. Silvia Giovane von "Salento" an der Hochstraße hat andere Erfahrungen gemacht. "Es ist zu heiß für Eis. Die Leute gehen eher ins Freibad als in die Stadt." Wenn weniger Passanten unterwegs sind, bekommen das auch die Eisdielen und Lokale zu spüren.

Giovanna Varancalli von der Pizzeria "La Favola" am Ostwall nimmt’s mit Humor: "Dafür hab ich hier meine kostenlose Sauna." Denn der Pizzaofen macht es besonders warm im Raum. Der Sonne sehr nah sind in diesen Tagen die Dachdecker. "Im Moment fangen wir ein bisschen früher an", sagt Sonja Länder. Ihr Mann hat einen Dachdeckerbetrieb. "Viele Bauherren vor Ort stellen einen Kasten Wasser hin", beobachtet sie. Der beste Schutz beim Dachjob: T-Shirt anlassen und Sonnenmilch auftragen.

Angenehm kühl ist es hingegen in der Sparkasse gleich nebenan. "Zum Glück läuft die Klimaanlage auf Hochtouren", sagt Tobias Schröws. So hält es der Azubi gut in seinem Anzug aus - der gehört bei ihm schließlich fest zum Job. Unter diesen Voraussetzungen kann die Arbeit gleich mehr Spaß machen: "Raus muss man ja zum Glück nur in der Pause."

Ist Ihr Arbeitsplatz bei diesen Temperaturen noch unangenehmer? Schreiben Sie uns unten einen Kommentar dazu.

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