Elfriede Eicker: Geschäft ist ein Jungbrunnen

Elfriede Eicker führt ihre eigene Gerüstbaufirma, weil es noch immer Spaß macht. Am Montag feiert sie ihren 80. Geburtstag.

Krefeld. Elfriede Eicker feiert am Montag ihren 80. Geburtstag mit 50 Gästen und freut sich auf ein zünftiges Fest. Schon seit 46 Jahren führt sie das nach ihrem Vater Fritz Evers benannte Krefelder Gerüstbau-Unternehmen und beschäftigt zehn Mitarbeiter. „Als ich 16 Jahre alt war, ist mein Vater gestorben. Meine Mutter hat das Geschäft dann weitergeführt und es mir 1965 vererbt. Seit dem Tod meines Mannes vor 20 Jahren leite ich den Betrieb ganz allein“, berichtet die rüstige Kauffrau.

Firmensitz ist ihr Wohnhaus im Stadtteil Fischeln, das sie mit zwei Katzen und ihrem Lebenspartner bewohnt. Der übernimmt das Kochen. „Dazu hätte ich gar keine Zeit“, gesteht sie. Eine kaufmännische Angestellte unterstützt sie bei der anfallenden Büroarbeit und erstellt Angebote und Rechnungen. Neun Gerüstbauer, größtenteils langjährige Mitarbeiter, sind bei den Kunden im Einsatz, um Gebäude für die Fassadensanierung einzurüsten.

Im Lager an der Von-Ketteler-Straße lagern über 20 000 Quadratmeter Stahlgerüste — solche für Wohn- und Industriefassaden sowie auch fahrbare, um in Turn- und anderen Hallen zum Beispiel Lampen auswechseln zu können.

„Für die Dionysius-Kirche hat es wegen der Baustatik nicht gereicht, aber die Friedenskirche haben wird bis zu 25 Meter hoch eingerüstet“, sagt Eicker. Die Gerüste sind das Kapital des Betriebs: „Rund drei Millionen D-Mark habe ich dafür investiert.“ Das ist einerseits ein Vorteil, denn die hohen Investitionskosten verhindern allzu große Konkurrenz. „In Krefeld gibt es nur zwei Wettbewerber“, erzählt die Unternehmerin.

Andererseits erschwere der dadurch bedingte höhere Kaufpreis, die Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Dieser sollte mit den privaten Stammkunden, den treuen Handwerksbetrieben und mit den Lieferanten umgehen können. Die bisherigen Kandidaten seien entweder ungeeignet gewesen oder hätten Probleme, die hohe Abstandszahlung zu leisten.

Auch wenn die Leitung des Unternehmens sie in Schwung hält und ein Jungbrunnen zu sein scheint, würde sie gerne in naher Zukunft die Verantwortung abgeben und auch einmal länger als nur eine Woche in Urlaub fahren. Dann hätte sie endlich mehr Zeit zum Lesen. Zumindest die Lektüre der WZ lässt sie sich seit 55 Jahren nicht entgehen: „Ein Muss.“

Zuvor möchte sie aber ihren Nachfolger gebührend einarbeiten. „Das wird bestimmt ein Jahr dauern“, schätzt sie. Denn an einem ist ihr nach der 108-jährigen Tradition des Familienbetriebs gelegen: Dass die Firma und die Arbeitsplätze der Mitarbeiter erhalten bleiben. „Man muss immer etwas für das Geschäft tun und darf nicht nachlässig werden“, sagt Eicker. Dann überstehe man auch Talsohlen wie die Wirtschaftskrise vor sechs Jahren.

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