Einmal vor, einmal zurück – Klischees im Kurs

Der ADAC veranstaltet Kurse, in denen das Einparken mit dem eigenen Pkw geübt wird.

Krefeld. Erika Hanke ist eine zierliche Frau. Deshalb fährt sie auch ein kleines Auto, und kommt damit bestens zurecht. Bald soll sie sich aber nur noch den Wagen ihres Mannes mit ihm teilen. Er hat einen schwarzen BMW, für Erika Hanke ist das Auto allerdings ein rotes Tuch. "Ich kann mit dem Wagen meines Mannes überhaupt nicht einparken", klagt sie. Ich stehe jedes Mal zu weit weg vom Bordstein. Außerdem bekomme ich die Gänge nicht rein."

Aus diesen Gründen ist sie zum Einparkkurs des ADAC gekommen. Das Klischee, dass nur Frauen nicht einparken können, wird durch acht weiter Damen und nur einen angemeldeten Herren zumindest unterstützt.

Kursleiter Josef Steinkamp, ehemaliger Fahrschulbesitzer, führt die Frauen mit Witz und kecken Kommentaren durchs Einpark-Programm. Seit 1998 gibt er regelmäßig den Kurs beim Automobilclub. "Weil ihr keinen Druck von außen habt, lernt ihr auch nicht mehr, wie man richtig fährt oder einparkt", schätzt er die Lage ein. "Und Männer haben einfach mehr Übung."

Mit kleinen Spielzeugautos demonstriert er die richtige Fahrweise, um in eine Lücke zu gelangen. "Die meisten von euch haben das Problem, parallel und gerade zu fahren, bevor ihr in eine Lücke wollt", sagt Steinkamp. Die Anwesenden nicken zustimmend.

Eine Erklärung für die Einparkschwierigkeiten: "Supermarktparkplätze sind oft zu klein markiert, weil sie noch immer die Normgröße für Autos aus den 60er Jahren haben", sagt Steinkamp.

Der praktische Teil des Kurses beginnt. Erika Hanke macht den Anfang und holt den BMW ihres Mannes. "Aber nicht, dass ihr lacht", ermahnt sie - selbst lachend - die anderen Teilnehmer, die sich vor der abgesteckten Parklücke positionieren und auf das erste Manöver warten.

Unter den Wartenden ist auch Rosemarie Temming. Seit einem Jahr fährt sie einen Audi A4 Kombi und hatte schon mehrere Unfälle in der eigenen Garage beim Einparken. "Ich habe Angst, dass ich mit dem Auto etwas umfahre", sagt sie.

Erika Hanke versucht derweil den Wagen ihres Mannes in die Parklücke zu manövrieren. "Und jetzt mal rückwärts fahren, ohne zu denken", fordert der Kursleiter die Teilnehmerin auf. Und das klappt unter der Anweisungen schon ganz gut.

Anerkennender Applaus nach dem erfolgreichen dritten Versuch. Nun ist Erika Hanke auf sich alleine gestellt und darf auf dem hinteren Parkplatz weiter üben. So ganz will es jedoch nicht klappen. Ihr fehlt noch der routinierte Umgang mit dem Auto. "Aber in Zukunft will ich mutiger einparken. Das nehme ich aus dem Kurs mit", sagt sie.

Nach und nach fährt jeder Teilnehmer vor und lässt sich von Josef Steinkamp in die Lücke führen. Er dirigiert die Fahrer hin und her, klebt Zettelchen zur Orientierung an die Autoscheiben und versucht Klarheit in das Mysterium Einparken zu bringen.

Zum Schluss ist Rosemarie Temming an der Reihe. Mittlerweile ist es schon dunkel geworden. Das macht die Sache nicht leichter, genauso wenig wie Steinkamps Anweisungen: "So, jetzt das Lenkrad blitzschnell nach rechts drehen, fahren und schon wieder nach links drehen", lautet seine Anweisung. "Drehen, drehen, drehen", gängelt er.

Zaghaft fährt Rosemarie Temming vor und zurück und steht irgendwann in der Lücke. "Es ist wirklich schwierig", sagt sie. Auch ihr Fazit nach zwei Stunden Einparkkurs: "Ich werde weiter üben und muss lernen, etwas mutiger zu sein."

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