Ein fleißiger Rappe gibt der Gaststätte ihren Namen

„Zum Schwarzen Pferd“ ist 130 Jahre alt. Die jetzigen Betreiber sind seit 25 Jahren dabei.

Krefeld. An der Wand hängt ein kleines Foto im Silberrähmchen: Philip Lewis prostet Königin Elisabeth II. bei einem Tête-à-Tête zu. Den staunenden Gästen in der Gaststätte "Zum schwarzen Pferd" erklärt der Wirt und Koch erst auf Nachfrage, dass es sich um eine Montage handelt. Den englischen Humor hat Lewis nicht verlernt, auch wenn er schon seit 25 Jahren mit seiner Ehefrau Marianne die Traditions-Gaststätte an der Moerser Straße betreibt.

Die Gaststätte hat ihren Namen wohl von einem fleißigen Rappen, dessen Fuhrmann sich und dem Tier stets längere "Tränkpausen" in und vor dem Haus gönnte, das in der Struktur um 1870 gebaut und um 1900 nach einem Brand wieder aufgebaut wurde.

Die Restauration war bis dahin eher ein Nebenerwerb, denn im Haus Moerser Straße 437 ratterten bis zu drei Webstühle für den eigentlichen Broterwerb. Die Schankkonzession erlangte 1886 eine Weberfamilie Schneider. Deren Neffe Karl Rommerskirchen führte das Lokal während und nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem das Haus bei dem großen Bombenangriff in Juni 1943 teilweise zerstört wurde.

In der frühen Zeit muss es manchmal gemütlich zugegangen sein: Marianne Lewis hat von ihrer Mutter Else Peltzer gehört, dass späte Zecher oft ein volles Bierglas auf die Schienen der Straßenbahn Krefeld-Moers stellten, die hinter dem Haus über die Deußstraße zockelte. Der Tramfahrer bedankte sich, indem er die mitternächtlichen Gäste vom Lokal abholte und in Richtung Stadt einsteigen ließ.

Ein Stück Familiengeschichte hat Marianne Lewis festgehalten. Sie ist die Enkeltochter der Wirtsfamilie Mathias und Lisa Loersch, die 1953 zum "Schwarzen Pferd" zogen, und Tochter der Nachfolger Erich und Else Peltzer, die ab 1955 die Zügel führten. Die Familie Loersch hatte sich 1926 im "Schlegelbräu" an der heutigen Philadelphiastraße engagiert, 1937 den "Evangelischen Bürgerverein" an der Neuen Linner Straße übernommen und nach der dortigen Ausbombung 1943 zunächst das "Moerser Ecke" an der Husarenallee geführt.

Enkeltochter Marianne erhielt ihre gastronomische Ausbildung nach einer Konditorenlehre im "Hotel am Schlossgarten" in Stuttgart. Dann schloss sie eine Ausbildung zur Köchin im "Krefelder Hof" an. Dort hat sie ihren Philip am Kochtopf kennen gelernt. Lewis war dort Koch und Ausbilder.

Er war vom "Hotel Berlin" in der deutschen Hauptstadt dorthin gekommen, vorher hatte er im Frankfurter "Parkhotel" und als Brite in Hasso Seegschneiders "Deutscher Nationalmannschaft der Köche" mitgewirkt. Marianne und Philip Lewis haben einen Anspruch: den eher rustikalen Thekenbereich mit feiner Küche zu verbinden.

Wie den englischen Humor, hat Philip Lewis auch die britische Küche nicht verlernt, die er bei seiner Großmutter gelernt hat. Ein paar englische Rezepte wird er vielleicht für das Büffett umsetzen, das er den Gästen für die Feier zum Silberjubiläum am Sonntag, 28. Februar, ab 17 Uhr bereitet. Marianne Lewis hofft, dann auch viele Gäste von früher wieder an der Moerser Straße zu sehen. Mutter Else, die mit ihren 80 Jahren gelegentlich aushilft, wird auch dabei sein.

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