Ein „Dreier“ in luftiger Höhe

Auf der neuen Anlage zeigen junge BMX-Fahrer ihre Kunststücke. Die Tricks sind nicht ungefährlich.

Krefeld. Staub wird aufgewirbelt, als Florian Joesch die etwa fünf Meter hohe Rampe aus Erde hinunter brettert. An der kleinen Rampe, genannt "Table", schwingt sich der 18-Jährige mit seinem Bike gen Himmel und verharrt für eine Sekunde scheinbar schwerelos in der Luft. Zeit genug für ein akrobatisches Kunststück, dann muss sich "Flo" auf die Ladung konzentrieren. Die gelingt diesmal. Aber längst nicht immer.

"Jeden Tag legt sich einer hin", weiß der BMX-Fahrer, der als einer der ersten die Strecke am Voltaplatz in Beschlag genommen hat. BMX steht für "Bicycle MotoCross", kleine Fahrräder ohne Schnickschnack. Die robusten Mini-Räder sind gemacht für das Gelände und für die schon erwähnten akrobatischen Einlagen.

Auf der neuen BMX-Piste herrscht jeden Tag reger Betrieb. Die Erdhügel und der angrenzende Skate-Park sind für die Jugendlichen der zentrale Platz Krefelds. Perfekt ist er aber lange noch nicht, wie BMX-Enthusiasten und Skateboarder erzählen.

"Wir brauchen noch einen Wasseranschluss am Platz, damit wir die Erde ein wenig feucht machen können", erklärt Leon Hoppe. Den bei den warmen Temperaturen beginnt die Erde an den Rampen nach und nach zu bröckeln. Die BMX-Räder verursachen Erosion im Eiltempo.

"Im Moment holen wir von der Fabrik Heeder Wasser mit Eimern. Wir kennen aber viele Städte, wo ein Wasseranschluss an der Strecke vorhanden ist", sagt Hoppe. Der 13-Jährige weiß nicht nur was er will, sondern ist auch beim Thema Sicherheit Vorbild. Nur mit Helm steigt er auf sein Bike und beim Ausprobieren neuer Tricks legt er auch weitere Schutzkleidung an. "Ich bin schon ein paar Mal richtig auf die Birne geknallt, da war es gut, dass ich den Helm auf hatte", sagt Leon.

Währenddessen steigt Dennis Maier die Stufen mit seinem Rad auf die Rampe hinauf. Er will einen "Dreier" oder wie es in der Fachsprache genannt wird, einen "360er", ausführen. Eine komplette Drehung des BMX-Rades samt Fahrer.

Doch Dennis fehlt der Schwung. Er lässt das Bike lieber los, als er bemerkt, dass er es nicht komplett schafft. Das Rad kracht auf die Erde und Dennis landet sicher mit zwei Beinen auf derselbigen. Doch davon lässt sich der 14-jährige Krefelder nicht entmutigen. Den schließlich ist der "360" nicht der einzige Stunt in seinem Repertoire. Die weiteren Tricks heißen etwa "Bar-Spin", "No Foot" oder "Tuck no hand".

Mindestens eineinhalb Jahre Erfahrung liegen zwischen den ersten schüchternen Versuchen auf den BMX-Rädern und den mitunter halsbrecherisch wirkenden Stunts auf den neuen staubigen Hügeln.

Und jede Menge Investition: Zwischen 1.500 und 2.000 Euro kann ein BMX-Rad aus qualitativ hochwertigen Einzelteilen schon mal kosten. "Wir haben unsere Räder im weiter verbessert und auch leichter gemacht", sagt Leon.

Dazu kommt der Verschleiß an den Bikes, die einer regelrechten Tortur ausgesetzt sind. Griffe und Pedale verschleißen am schnellsten. Doch das nehmen die BMX-Freunde vom Voltplatz für den perfekten Stunt gerne in Kauf.

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