Durch Dick & Dünn (2): Kampf gegen Teufel und Schweinehund

Adventliche Leckereien sind für den „Süßmuffel“ Karl Mengeringhaus kein Problem. Versuchungen lauern anderswo.

Krefeld. Lebkuchen, Dominosteine, Schoko-Nikoläuse — die Adventszeit ist gespickt mit zuckerhaltigen Versuchungen. Karl Mengeringhaus ist dagegen immun. „Ich bin ein Süßmuffel“, sagt er. „War ich schon immer.“ Die herzhaften Leckereien machen ihm da eher zu schaffen. „Aber ein Kilo ist schnell angefuttert“, sagt er. „Es wieder zu verlieren, ist dagegen eine Heidenarbeit.“

Der 52-Jährige weiß, wovon er spricht, denn er hat in den vergangenen Monaten ordentlich abgespeckt. Bei sage und schreibe 150 Kilogramm blieb seine Waage früher stehen, jetzt ist bereits bei 130,8 Kilo Schluss. „Dieses Ergebnis möchte ich mir durch keinen Weihnachtsmarkt der Welt versauen lassen.“

Kein Wunder, schließlich hat Mengeringhaus hart dafür gearbeitet: Er stellte seine komplette Ernährung um und gewöhnte seinen inneren Schweinehund an regelmäßige Bewegung. So fährt er mittlerweile sechs Kilometer Fahrrad am Tag, die Nordic-Walking-Einheiten verlegt er jetzt im Winter ins Fitness-Studio. Und so langsam macht sich ein neues, leichteres Lebensgefühl bei ihm breit: „Ich fühle mich wohl und auf eine Art sogar fit“, berichtet er. „Morgens habe ich viel mehr Elan als früher.“

Diese positiven Effekte machen es ihm leichter durchzuhalten — auch wenn die Kumpels beim Knobeln in der Kneipe blöd gucken und auch mal Sprüche klopfen, weil sich der begeisterte Motorradfahrer statt Bier lieber Wasser oder Kaffee bestellt. „Ich bin nicht zu feige, zu meiner neuen Lebensweise zu stehen. Man muss einfach lernen, nein zu sagen, selbst wenn der Teufel auf der rechten Schulter einem noch so verführerisch ins Ohr flüstert.“

So standhaft war Mengeringhaus früher nicht. Ein Beispiel macht das deutlich: Anderthalb Jahre lang war er mit einem eigenen Imbisswagen unterwegs. Eigentlich wollte er nur selbstgemachte Eintöpfe anbieten. Aber: „Die Leute wollten Pommes und Bratwurst — also habe ich sie verkauft. Das war mein Untergang.“

Denn was am Abend übrig blieb, verdrückte er selbst. Nach einem halben Jahr war die Durchgangstür von der Fahrerkabine zur Ausgabe zu eng, Mengeringhaus musste außen herum laufen. „Meinen Kunden habe ich immer gesagt: Die Tür ist eingelaufen“, erzählt er selbstironisch.

Mittlerweile hat er gelernt, seinen ehemals unersättlichen Magen auszutricksen. Er geht zum Beispiel niemals hungrig einkaufen. „Das ist ein guter Trick“, sagt Barbara Langhoff-Recker, Fachärztin für Ernährungsmedizin.

Sie hat zusammen mit ihrem Ehemann, dem Kardiologen Dorian Recker, und der Psychotherapeutin Ruth Lümkemann das zertifizierte Abnehm-Programm „Durch Dick und Dünn“ entwickelt. „Viele Supermärkte setzen Düfte ein, um ihre Umsätze zu steigern“, erklärt sie.

Hilfreich sei auch eine Einkaufsliste. „Die macht es einfacher, gefährliche Gebiete, wie zum Beispiel das Chipsregal, weiträumig zu umfahren.“ Außerdem sollten Abnehmwillige alle Kalorienbomben aus ihrer Wohnung verbannen. „Denn was da ist, wird irgendwann auch gegessen.“

Entscheidend sei aber, dass die neue Ernährungsweise lecker und sättigend ist, „sonst gibt man irgendwann entnervt auf“. Diesen Rat hat sich auch Karl Mengeringhaus zu Herzen genommen. Er setzt täglich auf Vollkornprodukte, Gemüse und Obst. Und am Heiligen Abend kommt bei ihm ein feines fettarmes Wasserbüffelsteak auf den Tisch.

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