Doppeljahrgang: Gemeinsam lernen, getrennt feiern

Kim Auth und Linda Großhans vom MSM-Gymnasium bereiten sich auf ihre Klausuren vor. Ihr Zeugnis bekommen sie in der Turnhalle, der Abiball ist an zwei Abenden.

Krefeld. Eigentlich arbeiten 180 Schüler des MSM-Gymnasiums jetzt nur noch auf diesen einen Moment hin: ein Abiturzeugnis, eine Bühne und hunderte Elternherzen, die höher schlagen. Auch Schülerin Linda Großhans kann es nach 13 Jahren Tafel und Kreide nicht mehr abwarten. Nur betrübt die 19-Jährige noch die Frage, ob es wirklich für jeden der Schüler diesen großen, ganz eigenen Moment auf der Bühne geben wird.

Das Problem: Linda ist Schülerin des aktuellen Doppeljahrgangs. Was bedeutet, dass im Sommer zwei Stufen gleichzeitig fertig werden. Die Gymnasiasten, die 13 Jahre zur Schule gingen (G9) und diejenigen, die in zwölf Jahren ausgelernt haben müssen (G8). Selbst wenn jeder der rund 180 Abiturienten nur eine Minute des Ruhms bekommt, würde alleine das Händeschütteln länger dauern als „Herr der Ringe“ im Kino. „Das wird schwierig, ich bin gespannt, wie wir das lösen“, sagt Linda.

Der gemeinsame Abschluss von sieben ehemaligen Klassen birgt noch weitere Herausforderungen: Familien und Freunde aller Absolventen passen nicht in die Aula des Gymnasiums. Daher bleibt dem Doppeljahrgang im MSM nichts weiter als der Umzug in die Turnhalle übrig.

Kim Auth (17), die nach nur zwölf Jahren ihr Abi machen wird, ist von dieser Idee wenig begeistert: „Die Sporthalle ist für so einen Anlass eigentlich nicht geeignet.“ Im Kampf gegen biedere Sportmatten-Atmosphäre wird wohl nur festliche Dekoration helfen. Es war auch angedacht, ins Seidenweberhaus auszuweichen. Linda Großhans ist froh, dass es dazu nicht kommen wird. Sie sagt: „In diese Schule sind wir jahrelang gegangen, ich finde schön, dass die Feier dann auch hier stattfindet.“

Richtig schick wird es dann beim Abiball. Den feiern G8- und G9-Schüler getrennt voneinander an zwei aufeinander folgenden Abenden im Stadtwaldhaus. Über den Kauf eines Ballkleides haben sich Linda und Kim noch wenig Gedanken gemacht. Die Schüler plagen momentan ganz andere Sorgen. Linda: „Überall wird gefragt, ob jemand noch eine Karte übrig hat.“

Jeder darf zu dem großen Ball aus preislichen Gründen nur drei Gäste mitnehmen. Wer zwei Geschwister hat, die neben den Eltern noch mitfeiern sollen, steht schon vor einer schweren Entscheidung. „Ich würde gerne noch eine Karte mehr haben“, bemerkt auch Kim.

Wer noch enge Freunde dabei haben möchte, gerät vollkommen ins Schwimmen. Schließlich sind auch G8- und G9-Schüler inzwischen miteinander warm geworden. „Die Freundeskreise sind schon durchmischt“, sagt Kim. Vorbehalte zwischen den Schülergruppen, die jetzt in ihren Kursen mit unterschiedlichen Vorkenntnissen den gleichen Stoff pauken, gebe es aus ihrer Sicht nicht. „Wir werden schon mal, ,die Kleinen’ genannt. Das ist aber eher scherzhaft“, erklärt die 17-Jährige.

Mitschülerin Linda ist allerdings schon aufgefallen, dass gerade wenn es um die mündlichen Noten geht, die G9-Schüler — zumindest am Anfang — im Vorteil waren, da sie sich mitunter mehr zugetraut haben. Jetzt zu den Zwischenzeugnissen sei der unterschiedliche Erfahrungshorizont der Schüler noch einmal Thema gewesen. Linda berichtet: „Die G8er sind im Schnitt ein paar Notenpunkte schlechter als die G9-Schüler.“ Das habe schon viele überrascht.

Linda und Kim sind da nicht exemplarisch. Beide setzen beim Thema Abiturzeugnis ein Lächeln auf. Einser-Kandidatinnen gibt es eben immer. Egal, ob bei G8 oder G9.

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