Designer Joel Sam Horwitz: Normal ist für ihn langweilig

Joel Sam Horwitz hat mit seiner Kollektion den Lucky-Strike- Junior-Designer- Award gewonnen.

Krefeld. Gedeckte Farben mag der Krefelder Joel Sam Horwitz nicht, zumindest nicht an den Models, die für ihn beim Lucky-Strike-Designer-Award über den Catwalk laufen. Das knallige Blau seines Anzugs sticht mit dem Gelb seines Poloshirts direkt ins Auge des Betrachters. Bei Alltagsgebrauch kann sich der mutige Modebewusste sicherlich aller Aufmerksamkeit gewiss sein.

Der 28-jährige Absolvent der Berliner Universität der Künste ist mit seiner Herren-Kollektion "Neuaushandeln von Normalitäten" Preisträger des seit 18 Jahren jährlich vergebenen Awards und erhält 6000 Euro. Provokation ist sein Hauptanliegen, mit dem Zweck, sich von Autoritäten zu befreien.

Der Jung-Designer ist in Krefeld zur Schule gegangen und hat seine Schneiderlehre dort absolviert - "eine Top-Ausbildung, die ich woanders nicht bekommen hätte", schildert er. "Mit der Krefelder Schneiderausbildung habe ich mich bestens auf meine Karriere vorbereitet gefühlt", fügt er hinzu. Im Jahr 2003 ist er nach Berlin gezogen, um an der Universität der Künste Modedesign zu studieren. "Die Trends werden in Berlin gesetzt", betont Horwitz.

Bereits während seiner Schulzeit begeisterte sich Horwitz für Stoffe: "Haptisch und visuell bietet der Modebereich viel." Der Aufsteiger mag grelle Farben und Aufdrucke und drückt damit aus, "dass es aufregend ist, was man mit Kleidung bewegen kann". Sein ganzes Werk befasst sich mit der Faszination, "dass der Mensch in Kleidung gehüllt ist".

Seine Begeisterung für Mode trägt Früchte: Im Juli letzten Jahres stellte er seine Abschluss-Kollektion auf der Berliner Fashion Week vor, worauf er von Adidas angesprochen wurde. Als er im Oktober sein Studium beendete, ging er nahtlos zu dem Lifestylemode - und Sportartikelhersteller über, wo er für die Sparte Originals Herrenmode entwirft. Im Januar 2009 gewann er den Wettbewerb "Designer for tomorrow" von Peek und Cloppenburg. Im September erscheint im Modehaus eine Kollektion von ihm.

Schließlich schlug Horwitz auch beim Lucky Strike Wettbewerb seine Mitstreiter. Jährlich schlagen die Hochschulen die besten Design-Diplome der Jury vor und Horwitz überzeugte durch "eine stilsichere Momentaufnahme des Zeitgeistes und eine innovative Form von Luxus". Luxuriös sind die Designstücke, mit denen er ein neues Pop-Dandy-Bild kreieren will, in der Tat: "Ein komplettes Outfit mit Schuhen dürfte bei 900 Euro liegen, obwohl das immer schwer zu sagen ist."

Mit seiner für das gewöhnliche Auge schrillen Farb- und Formwahl möchte er provozieren, aber nicht negativ auffallen. "Unabhängig von der Körperform eine gute Form abgeben", formuliert er das Ziel seiner Kollektionen. "Es ist wie ein modernes Korsett, ohne einzuschnüren. Ich verwende feste, netzartige Polyester-Materialien, die digital bedruckt sind."

Der Stil heißt Allover-print und garantiert Individualität, da die Stoffe nach Belieben bedruckt werden können. Die Raymond Loewy Foundation, die den mit 12 000 Euro dotierten Lucky-Strike-Junior-Designer-Award verleiht, spricht dem ehemaigen Krefelder eine "außergewöhnlich reife, hoch qualitative, sowohl kommerzielle als auch kreative Arbeit" zu, die persönlich und originell etwas Neues geschaffen hat.

In gute Gesellschaft begibt er sich, wenn er so weiter macht. Denn der Lucky-Strike-Designer-Award, die nächst höhere Klasse nach den Jung-Designern, gehören Mode-Größen wie Donna Karan, Peter Lindbergh und Karl Lagerfeld als Gewinner an. Mit 50 000 Euro ist der Award der international höchst dotierte.

Horwitz, der nun in Herzogen-Aurach wohnt, kommt oft nach Berlin, "wo es den meisten kreativen Input gibt". Er plant bereits weiter an neuen Kollektionen und verspricht: "Es geht weiter in die Richtung."

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