Christian Ehring: Wenn Komik auf Klassik trifft

Der Krefelder Kabarettist Christian Ehring behauptet in der Düsseldorfer Tonhalle: Vivaldi ist okay, nur die Konzerte sind doof.

Ein Kabarettist als Moderator bei klassischen Konzerten? Soll er etwa in den Satzpausen Witze reißen? Michael Becker, Intendant der Düsseldorfer Tonhalle, hat den Krefelder Christian Ehring für die Konzertreihe „Sonnenwind“ verpflichtet. „Ehring geht ins Konzert“ heißt es zum ersten Mal am Sonntag, 30. Januar. Wir sprachen mit dem Kabarettisten und künstlerischen Leiter des Kom(m)ödchens über Konzerttempel und Pommesbuden.

In der Tonhallen-Werbung werden Sie mit dem Satz zitiert: „Klassische Musik mag ich sehr, aber die Konzerte sind doof.“ Wie doof sind sie denn?

Christian Ehring: Das habe ich so lapidar gesagt, das sollte natürlich provozieren. Man zieht sich schick an für ein klassisches Konzert. Das Ganze hat etwas komisch Sakrales, die Konzerthäuser sind eine Art weltliche Tempel. Das war mir irgendwann, als ich noch jünger war, zu steif.

Inzwischen hat sich Ihre Meinung doch wieder geändert?

Ehring: Hätte man das Gefühl, die Orchestermitglieder kommen gerade aus der Pommesbude, wäre das auch verkehrt. Das Erhabene eines Konzerts hat schon seine Berechtigung, da ja die Musik eher filigran ist.

Welchen Zugang haben Sie zur Klassik?

Ehring: Etwa die Hälfte der Musik, die ich höre, ist Klassik. Dazu kommt schon seit jungen Jahren Jazz. Grundlegend ist sicher, dass ich von meinem achten bis zum 18. Lebensjahr Klavierunterricht hatte. Ich habe meine komplette Pubertät auf dem Klavierhocker vergammelt.

Wollten Sie Pianist werden?

Ehring: Ich bin kurzfristig der Illusion erlegen, dass das ginge, dann hat mich die Realität eingeholt.

Aber Sie verstehen etwas von der Materie?

Ehring: Michael Becker hat nicht jemand gesucht, der seine musikalische Viertelbildung zum Besten gibt. Den Konzertführer können die Leute auch selbst lesen.

Was sollen Sie machen?

Ehring: Die Reihe „Sommerwind“ kombiniert klassische „Hits“ und Überraschendes . . .

Beim ersten Konzert Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ und „The American Seasons“, das neue Werk von Philip Glass.

Ehring: Das Ganze ist darauf angelegt, Menschen für die klassische Musik neu zu interessieren oder alte Fans zurückzugewinnen.

Sie gehen mit den Zuhörern auf Entdeckungsreise?

Ehring: Inhaltlich werde ich versuchen, meinen individuellen Zugang zu finden, natürlich auf eine komische Art. Bei den „Vier Jahreszeiten“ werde ich mein eigenes Erleben der Jahreszeiten heranziehen oder mich fragen, wie man überhaupt auf die Idee kommt, so ein Programm zu vertonen.

Wird es auch kabarettistisch?

Ehring: Da das nun mein Metier ist, kann man mit kleinen Ausflügen ins Kabarettistische rechnen. Ich würde aber auch gerne mal Fragen stellen, die vielleicht viele immer schon einmal stellen wollten: Wie fühlt man sich denn als zweite Geige, über welche Instrumentengruppe gibt es die meisten Witze, oder wie schlimm ist es wirklich, wenn gehustet wird?

Aber Sie plaudern nicht in die Satzpausen hinein?

Ehring: In Ausnahmefällen, wenn es passt. Aber meine Ehrfurcht vor der Musik ist so groß, dass ich sie nicht demontieren werde.

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