Bodo Wartke: Der Silben-und-Reime-Jongleur

Bodo Wartke, der Experte für schräge Liebeslieder.

Bodo Wartke. Foto: abi

Bodo Wartke. Foto: abi

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Als Bodo Wartke sich zum letzten Mal verneigt, ist es vier Minuten nach 23 Uhr. Ganze drei Stunden und drei Zugaben hat es gedauert, bis das Krefelder Publikum den 36-Jährigen entlässt.

Dabei gerät der Anfang holprig: Den Krefelder Lokalpatriotismus bekommt Wartke schon in den ersten fünf Minuten seines Programms zu spüren. Denn wer das Seidenweberhaus als „schnöde „Halle“ vorstellt, der muss mit Widerspruch rechnen. Wartke rettet die Situation und spielt sein Lied über deutsche Architektur („Die ist so schön praktisch und pragmatisch, jeder Bau groß und grau und quadratisch“). Da muss auch der Krefelder über seinen Prachtbau schmunzeln.

Was folgt, fasst Wartke unter dem Leitmotiv „Probleme und Problemlösungen“ zusammen: Es geht in seinen Texten um Werbung, Pollenallergien und die Schwächen der deutschen Sprache. Dabei ist genau diese Sprache Wartkes großer Trumpf. Er jongliert mit den Silben und bringt Reime zustande, die niemand erwartet.

Doch nicht nur Klavier und Gesang meistert er gekonnt. Unter großem Gelächter kündigt er an, der Abend stehe auch unter dem Motto „Bodo Wartke spielt Instrumente, die er bisher unzureichend beherrscht“, und zückt eine Ukulele. Als wäre das nicht genug Abwechslung, tanzt er zum Lied „Konstanze“ einen Tango (natürlich während er die Melodie selber spielt), und schauspielert zu einem Lied, bei dem sich eine erotische nächtliche Begegnung in eine Zombie-Apokalypse verwandelt.

Natürlich hat Wartke auch für die etwas dabei, die es bodenständig mögen. Titel wie „Dein Duft“ sind zwar kein Kabarett, aber große Unterhaltung. Bei „Christine“ schweigt das Seidenweberhaus nach dem Lied mit dem Künstler. Er hat es für seine Schwester geschrieben, die nur einen Monat alt wurde.

Natürlich darf auch die von Wartke selbst erfundene Lied-Gattung nicht fehlen: Benutzerdefinierte Liebeslieder, also Lieder, die so heißen, wie die Person, die sie betreffen. Für vier Frauen aus dem Krefelder Publikum singt Bodo Wartke je eine persönliche Strophe seines Liedes „Andrea“.

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