Bestatterin: Eine Begleiterin auf dem letzten Weg

Miriam Hannappel (28) will das Unternehmen ihrer Eltern übernehmen.

Krefeld. Das Telefon klingelt. Ruhig nimmt Miriam Hannappel den Hörer ab. Sie klingt selbstbewusst, als sie ihren Gesprächspartner fragt, ob es eine Feuer- oder eine Erdbestattung werden soll.

Im November erst hat die 28-Jährige die Prüfung zur Bestatterin abgelegt, Neuling in der Branche ist sie trotzdem nicht. Seit 2005 arbeitet sie in dem Bestattungsunternehmen ihrer Eltern, drei Jahre später folgt die Festanstellung.

Die Räumlichkeiten am Dionysiusplatz sind quasi Miriams zweites zu Hause. „Ich bin hier aufgewachsen. Nach der Schule wurden hier Hausaufgaben gemacht, zu Mittag gegessen. Ich habe in den Büroräumen gespielt“, sagt sie. Da lag es also nah, dass Miriam einmal den gleichen Beruf erlernen würde wie ihre Eltern.

Bereits in fünfter Generation wird das Unternehmen von der Familie geführt. 135 Jahre, um genau zu sein. Im Jahr 1875 kaufte Miriams Ur-Ur-Großvater das Unternehmen.

Noch wird es von ihren Eltern Helmut und Monika geführt, doch irgendwann soll die Tochter dann übernehmen. „Schon als Kind war mir klar, dass ich das auch mal machen möchte“, erinnert sich Miriam, „allerdings dachte ich, ich steige hier erst so mit 30 oder 35 Jahren ein.“

Nach ihrem Fachabitur hat sie dann auch erst mal eine „solide kaufmännische Ausbildung“ gemacht, wie sie sagt. Nach einer Ausbildung bei der Sparkasse in Krefeld nahm sie eine Stelle in Köln an. Da sie aber in Krefeld wohnen blieb, sei ihr die Strecke irgendwann zu weit geworden und so stieg sie doch früher ins elterliche Unternehmen ein.

Nun sei sie hier Mädchen für alles, sagt sie. Miriam führt Gespräche mit Angehörigen, kümmert sich aber auch um die hygienische Versorgung, also die Reinigung oder Herrichtung der Verstorbenen. Berührungsängste habe sie dabei keine mehr, sagt sie. „Am Anfang war das schon ein bisschen schwierig“, aber spätestens seit der Weiterbildung sei auch das Normalität in ihrem Leben.

Auch der Umgang mit Angehörigen fällt ihr leicht. In der Bestattungsschule, die sie in Würzburg besucht hat, habe sie neben Fächern wie BWL oder eben der hygienischen Versorgung auch Trauerpsychologie gehabt. Dort hat Miriam gelernt, den richtigen Umgang und natürlich auch die nötige Distanz zu den Trauernden zu finden, auch wenn das nicht immer einfach ist. „Wenn da manchmal alte Menschen vor einem stehen, die ihr ganzes Leben mit dem Partner verbracht haben und nun ganz allein sind — das ist schon hart“, sagt Miriam.

Aber genau dieser Umgang mit den Menschen sei es, der den Beruf so interessant mache, sagt sie. Dass man morgens noch nicht wisse, was einen am Tag erwartet. Die verschiedenen Schicksale der Menschen und die Möglichkeit zu helfen sind Motivation für sie. „Man bekommt auch unheimlich viel zurück.“

Denn Miriam weiß: „Viele Menschen sind sehr dankbar, dass sie die Möglichkeit haben, sich noch einmal zu verabschieden.“ Doch bei aller Liebe zu ihrem Beruf — Bestattungen sind eine traurige Angelegenheit, die nach einem Ausgleich verlangen. Da wundert es also nicht, dass Miriam in ihrer Freizeit Mitglied bei den Rosa Jecken und anderen Karnevalsvereinen ist.

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