Pimp my bike Bei Street Monkey gibt es alte Rennräder für die City

Dimitri Dudko haucht in seinem Lifestyle-Shop alten Stahlrahmen wieder neues Leben ein. Damit liegt er voll im Trend.

Pimp my bike: Bei Street Monkey gibt es alte Rennräder für die City
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Etliche polierte alte Rennräder stehen in den großzügigen Schaufenstern. Immer wieder sieht man Passanten, die im Vorbeigehen einen Blick riskieren. Kein Wunder, es sind ausgewählte Schätzchen, die den Weg in das etwas versteckt gelegene Ladenlokal an der Mennoniten-Kirch-Straße mitten in der Stadt finden. Im Innern kommt entspannter Hip-Hop aus den Boxen. An einer Wand stehen etliche Sneaker von Adidas, Reebok und Co.. Dazwischen Shirts und Pullis von der Krefelder Modemarke Illhill.

Direkt neben dem Kassenbereich hängt ein nackter Rennradrahmen an der Decke. „Ich zerlege die Räder komplett. Dann reinige ich alle Einzelteile, fette sie neu ein oder ersetze sie“, sagt Dimitri Dudko, der im November sein Hobby zum Beruf gemacht hat: „Ich schraube schon seitdem ich 13 bin an Fahrrädern rum“, sagt der 33-Jährige. Das nötige Know-how hat er sich bei einem Nebenjob während seiner Schulzeit angeeignet. „Mit 15 habe ich ein Praktikum bei einem Fahrradgeschäft auf der Marktstraße gemacht und dann habe ich jahrelang dort ausgeholfen.“

Doch Street Monkey ist keine handelsübliche Zweiradwerkstatt, betont Dudko. Die Zeiten, in denen er im Akkord kaputte Lichtanlagen repariert hat, sind vorbei. Nur von ihm persönlich ausgewählte Räder schaffen es in sein Geschäft. „Hier stehen vor allem Rennräder, die zwischen den 60er und 90 er Jahren gebaut wurden. Oft hole ich sie bei Privatpersonen aus dem Keller“, sagt Dudko. Je nach Zustand widmet der 33-Jährige sich zwei bis drei Tage lang der Restauration der alten Flitzer. Die Kunden können ihm dabei über die Schulter gucken, da er die Arbeiten in einem kleinen Arbeitsbereich direkt im Laden erledigt.

„Früher haben die Hersteller alles per Hand angefertigt und sie wollten erkennen lassen, woher das Rad kommt“, erklärt Dudko und macht auf die vielen verspielten Details aufmerksam, die die alten Stahlrahmen schmücken. Eingravierte Verzierungen in den Farben der holländischen Fahne finden sich auf den Schalthebeln eines Rennrads von Gazelle. Verchromte Muffen oder auf dem Rahmen eingravierte Schriftzüge gibt es bei Traditionsherstellern wie Colnago oder Koga Miyata zu sehen. Seine generalüberholten Oldies bietet Dudko in der Regel für 200 bis 400 Euro an.

Wolfgang Ziemes kommt regelmäßig mit dem Rad vorbei - auf einen Plausch zwischen Liebhabern und um sich die neusten Errungenschaften Dudkos anzuschauen. „Er ist der einzige Mann, der sich hier mit alten Rennrädern richtig auskennt. Nostalgie spielt natürlich eine Rolle“, sagt der 62-Jährige, der zum sportlichen Radler-Dress modische Sneaker trägt, die er bei Street Monkey erworben hat.

Seine Erfahrung spielt Dudko auch dann aus, wenn er die alten Stahlrahmen zu minimalistischen Einzelstücken für den Stadtverkehr umbaut. Statt einer Schaltung mit mehreren Gängen gibt es dann nur einen Gang. Single-Speed heißt das im Fachjargon. Hinzu kommen je nach Kundenwunsch unkonventionelle Lenker, hochwertige Sättel oder auch mal selbst gefertigte Schutzbleche, die früher mal eine Teppichleiste waren. „Das sind Räder für Mädels und Jungens, die Bock auf urbanes Radfahren ohne Schnickschnack haben. Weil sie leicht sind, kann man sie sich auch unter den Arm klemmen, mit in die Bahn nehmen und ins Wohnzimmer stellen“, sagt Dudko. Nebenbei sehen die Rennrad-Oldtimer auch einfach nur schick aus.

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