Arbeitsagentur: Hilfe auf dem Weg zurück in die Arbeit

Britta Bäcker ist Beauftragte für Chancengleichheit. Einmal im Monat moderiert sie Gesprächsrunden für Wiedereinsteiger.

Krefeld. Einmal im Monat wird Britta Bäcker zur Moderatorin. Dann leitet sie die Gesprächsrunde für Menschen, die nach der Familienphase wieder in den Beruf zurückkehren wollen. Diese Gesprächsrunde gehört zu ihrem Aufgabengebiet: Britta Bäcker ist bei der Arbeitsagentur Krefeld/Kreis Viersen die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA).

Fast ausnahmslos Frauen kommen zu dieser Runde an jedem zweiten Montagvormittag im Monat. „Die Mehrheit der nicht berufstätigen Mütter, nämlich 56 Prozent, möchte nach der Familienphase wieder arbeiten“, sagt Britta Bäcker. Die Gründe seien unterschiedlich, die ersten Fragen aber oft dieselben. „Zu einer Gesprächsrunde kommen im Durchschnitt 15 bis 20 Personen. Ich will Ängste und Hemmschwellen abbauen, damit die Teilnehmerinnen die für sie wichtigen Fragen auch stellen.“

Mittlerweile sind bei den Runden Frauen dabei, die 15 bis 17 Jahre raus aus dem Berufsleben waren, und Frauen, die ein bis zwei Jahre Elternzeit hatten.

Britta Bäcker beginnt mit einer Vorstellungsrunde, bei der jede Teilnehmerin unter anderem sagt, welche beruflichen Ziele sie hat. „Dabei merken die Frauen, dass sie mit ihrem Problem oder Wunsch nicht alleine dastehen“, beschreibt Bäcker. „Das Eis ist gebrochen.“

Dann zeigt sie die Situation am Arbeitsmarkt realistisch auf. Das ist wichtig, denn viele Frauen wollen dasselbe — eine Teilzeitstele im Vormittagsbereich. „Diese Arbeitszeit ist oft ein Problem. Denn Arbeitgeber machen nach der Elternzeit Angebote, die die Frauen nicht annehmen können oder wollen. Dazu gehören Nachmittagsarbeit oder auch Vollzeitstellen, die die Frauen aber nicht mit der Familie in Einklang bringen können“, sagt Bäcker. Um dieses Problem zu entzerren, spricht sie auch oft mit Arbeitgebern.

Angesprochen werden dann die persönlichen Ziele: Wie viele Stunden in Teilzeit sind für mich machbar? Bäcker nennt ein Beispiel: „Ein Arbeitgeber schlägt eine fast volle Stelle mit 30 Stunden in der Woche vor. In unserer Gesprächsrunde stellt sich heraus, dass diese Stundenzahl für eine Kandidatin machbar ist, sie aber noch nicht darüber nachgedacht hat, weil sie nur halbe Stellen mit etwa 20 Stunden kannte.“

Bäcker weiß auch: Nach einer Einarbeitungs- und Eingewöhnungsphase äußern viele Frauen den Wunsch, mehr zu arbeiten — weil sie möchten oder müssen. Qualifizierung ist auch Thema in der Gesprächsrunde. Wer lange aus dem Berufsleben ist, dessen Kenntnisse sind nicht auf dem neusten Stand. Bäcker beantwortet Fragen wie: Wie qualifiziere ich mich? Was kostet das? Wer bezahlt das?

Grundsätzlich, betont sie, sei der Wiedereinstieg ins Berufsleben ein Prozess wie eine Fahrt, bei der es verschiedene Haltestellen gebe. „Die Familien müssen im Prozess mitgenommen, Aufgaben zu Hause neu verteilt werden“, betont Britta Bäcker.

Nach dieser Gesprächsrunde, bei der es auch um den Bewerbungs-Check geht, folgen individuelle Beratungen beim zuständigen Arbeitsvermittler.

Britta Bäckers Chef Ingo Zielonkowsky, Leiter der Krefelder Arbeitsagentur, sieht in Wiedereinsteigerinnen ein wichtiges Potenzial für den Arbeitsmarkt: „Sie verfügen oft über qualifizierte Abschlüsse und bringen neben einer hohen Einsatzbereitschaft viele soziale Kompetenzen mit.“

Bei den Gesprächsrunden hat Britta Bäcker Info-Material für die Berufsrückkehrerinnen dabei. Nach jeder Runde denkt sie an die Frauen, die aus dem Kreis etwas mitgenommen haben. Und sie denkt an die Dankbarkeit für die Hilfestellung, die sie in den Gesichtern gesehen hat. „Das tut gut — auch dann, wenn ich oft sagen muss: ,Was ihr wollt, gibt es nicht oder nur ganz selten.’“

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