Anita Schöwe hilft bei tierischen Schmerzen

Menschen gehört sie zur Rehabilitation. Aber auch Tiere werden immer häufiger behandelt – von Spezialisten.

Krefeld. Behutsam setzt Anita Schöwe die Akupunkturnadeln. Der Schäferhund scheint es gar nicht zu merken. Er kennt das bereits. Seit fast zwei Jahren ist Benni bei der Tierphysiotherapeutin in Behandlung. Er leidet an einer Arthrose im rechten Schulter- und Hüftgelenk.

Anita Schöwe, eigentlich gelernte Krankenschwester, hat sich 2002 für die Ausbildung zur Tierphysiotherapeutin entschieden. "Es war schon immer mein Traum mit Tieren zu arbeiten", erzählt sie. Aus finanziellen Gründen habe sie sich zunächst für die Ausbildung zur Krankenschwester entschieden.

Ihre eigene mobile Praxis hat sie seit 2004. "Die Tiere lassen sich in der eigenen Umgebung einfach besser behandeln", erläutert sie. Es falle ihnen leichter, Vertrauen zu fassen. Zur Zeit behandelt sie 100 Patienten in der Niederrhein-Region, überwiegend Hunde und Pferde. "Gerade die leiden häufig an Erkrankungen des Bewegungsapparates", sagt sie, "ausgelöst durch einen genetischen Defekt, das Alter oder die falsche Behandlung."

Oft leistet Schöwe auch Aufklärungsarbeit. "Viele Besitzer sind einfach überfordert und wissen gar nicht, dass zu viel Bewegung auch schaden kann." Die Belastung solle immer an die Bedürfnisse und das Alter des Tieres angepasst werden.

Die Arbeit des Tierphysiotherapeuten ähnelt stark der des Arztes für Menschen. "Es ist fast das Gleiche wie bei einem Physiotherapeuten", erzählt Schöwe. Man müsse sich nur auf die Struktur der tierischen Anatomie einstellen und bei Massagen den Druck der Größe des Tieres anpassen. Die Behandlungsmethoden sind ähnlich: Thermo- oder Elektrotherapie, Massage, Lymphdrainage, Bewegungsübungen oder wie in Bennis Fall Akupunktur und Magnetfeldtherapie.

Die Akupunktur und die Magnetfeldtherapie bei Benni sollen seine Schmerzen lindern. "Von seiner Arthrose kann ich ihn nicht erlösen", sagt Anita Schöwe ein wenig bedrückt. Aber sie mache ihm diesen Zustand durch die Behandlungen erträglicher. Eine Operation würde dem Schäferhund vielleicht helfen, doch eine Garantie gibt der Tierarzt nicht. Und dazu ist das Risiko einer Operation viel zu hoch.

Die Tiere, die Anita Schöwe betreut, sind Langzeitpatienten. Dadurch bekommt sie einen ganz anderen Bezug zu ihnen. "Er ist intensiver." Sie leide jedes Mal mit den Besitzern, wenn ein Tier verstirbt. "Man wird über die Jahre ein Teil der Familie und bleibt es auch nach dem Tod des Haustiers." Noch jetzt habe sie Kontakt zu den Familien. "So eine Bindung habe ich nie für möglich gehalten", sagt die Therapeutin. Das sei etwas, was sie neben der Arbeit mit Tieren, an ihrem Beruf liebe.

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