Alle Wespen summen – nur wenige stechen

In Krefeld sind sechs Arten anzutreffen. Zu den sogenannten verteidigungsaktiveren zählen zwei von ihnen.

Krefeld. Während Ingo Ziemann seinen Kleingarten mit der Harke bearbeitet, summt es leise um ihn herum. Denn seine engsten Nachbarn sind Sächsische Wespen. Sie haben sich ein kunstvoll gearbeitetes Nest aus Baumrinde unter dem Vordach seines Gartenhäuschens gebaut. Sie fliegen ständig ein und aus, weil sie sich hier - im Kleingartenbauverein Krähenfeld am Edmund-Bungartz-Weg - gerade fleißig um die Eier und Larven ihrer Königin kümmern.

Es ist ein friedliches Nebeneinander von Mensch und Wespe - und das ist für die meisten unvorstellbar. Doch die Wespen in Ziemanns Garten interessieren sich überhaupt nicht für ihn und seine Familie. "Sie tun uns nichts", sagt er. "Und die Kinder haben mittlerweile ihre Angst vergessen."

Die Sächsische Wespe ist eine von sechs Arten, die in Krefeld anzutreffen sind. Und sie gehört nicht zu denen, die sich im Hochsommer über das gegrillte Steak und den Kuchen hermachen. "Nur die Deutsche und die Gewöhnliche Wespe sind verteidigungsaktiver und stechen schneller zu", sagt Diplom-Biologin Andrea Funke vom Fachbereich Grünflächen.

"Die Sächsische und Mittlere Wespe, die Französische Feldwespe und die Hornisse meiden den Menschen eher." Alle Arten sind geschützt, die Hornisse besonders streng.

Denn als Insektenjäger spielen Wespen eine große Rolle bei der Vernichtung von Schädlingen und sind außerdem Nahrungsgrundlage vieler anderer bedrohter Arten wie Wespenbussard und Neuntöter. Unterscheiden kann man die verschiedenen Arten an ihren Nestern sowie an der Kopfzeichnung. Die lästigen Deutschen Wespen und Gewöhnlichen Wespen bauen Erdnester und bilden Völker von mehreren tausend Individuen.

Ende August legt die Königin weniger Eier - Problem für die vielen Arbeiterinnen. "Die Larven geben dann auch weniger Zuckerstoffe ab, wenn sie gefüttert werden", erklärt Funke. "Diese Stoffe ernähren die Arbeiterinnen. Die stürzen sich irgendwann hungrig auf unsere Marmeladenbrote."

Die Biologin ist der Meinung, dass das Nest in den meisten Fällen erhalten bleiben kann. "Denn das ganze Wespenvolk stirbt spätestens Ende Oktober", sagt sie. "Das Nest wird danach nicht wieder neu bezogen und kann sogar ganz einfach mit einer Holzleim-Wasser-Mischung, Verhältnis eins zu eins, präpariert werden."

Und wer einige einfache Regeln einhält, vermeidet auch die Gefahr, gestochen zu werden: "Man sollte einen Sicherheitsabstand zum Nest einhalten und Erschütterungen vermeiden, die Getränke abdecken sowie einen Strohhalm benutzen", rät Funke. "Außerdem sollte man Essen nicht lange draußen stehen lassen und nicht nach den Wespen schlagen. Dann fühlen sie sich angegriffen."

Zu beachten ist ebenfalls: Auf manche Parfüms und Haarsprays reagieren Deutsche und Gewöhnliche Wespen aggressiv. "Da muss irgendein Stoff drin sein, der sie angriffslustiger macht."

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