Konzert Alin Coen in der Kufa: Ehrlich und wunderbar verspielt

Die Alin Coen Band begeistert in der Kufa mit vertrackten Rhythmen und rührenden Liedern.

Konzert: Alin Coen in der Kufa: Ehrlich und wunderbar verspielt
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Ein lauter werdender Beckenwirbel macht den Anfang. Die Band steigt ein, Alin Coen zupft die ersten Akkorde des Abends und lächelt. Ja, der Sound passt. Das merkt man sofort. Das Publikum ist nah dran. Nicht nur weil sich in der kleinen Halle der Kulturfabrik schnell von selbst die intime Atmosphäre eines Clubkonzerts einstellt, sondern weil alles, was von der Bühne schallt, so direkt und greifbar wirkt.

Auch wenn Schlagzeuger Fabian Stevens einen stolpernden Shuffle spielt, sitzt jeder Schlag, jedes trockene Klacken, wenn er seine Stöcke auf den Außenring der Snare fallenlässt. So treibt er das Stück mit intensiver werdenden Schlägen nach vorne, bis nur noch eine abgedämpfte Gitarrenlinie zu hören ist, die klingt wie verwirrte Herzschläge.

Alin Coen löst die kaum merklich aufgebaute Spannung, indem sie einen offenen bluesigen Akkord in den Raum wirft, der die ganze Band für ein paar Takte mitreißt, bevor die Musiker das Stück langsam ausplätschern lassen wie einen leichten Regenguss.

Genauso abwechslungsreich wie das Zusammenspiel der Band ist Alin Coens Gesang. Mal mit tiefem Soul, mal mit zärtlicher Oberstimme oder dahin geflüsterten Zeilen trägt sie ihre Lieder mit englischen oder deutschen Texten vor. Die pendeln zwischen Melancholie, Lebensfreude, Sehnsucht oder auch Wut. Coen nuschelt zwischen den Liedern in ihr Mikrofon, lächelt verlegen, wenn sich die Gitarre nicht gleich stimmen lassen will und sagt Sachen wie: „Ihr hört sehr gut zu.“

Da wirkt es auch nicht aufgesetzt, wenn sie die blank polierte Schaufensterwelt einer Gesellschaft anprangert, die ein Interesse daran zu haben scheint, dass ein Großteil der Weltbevölkerung in Armut lebt. Bei der vertonten Beschwerde gegen dieses Scheren-Verhältnis münden quäkende Synthie-Sounds und oszillierende Basslinien in einen vertrackten Rhythmuspart, bei dem sich eine kreischende Gitarre ein Duett mit verklärten Orgeltönen liefert.

Deutlich ruhiger wird es, wenn sich die vier Jungs zurückziehen und sich ihre Sängerin allein mit einer Gitarre begleitet. Ein fiktiver Abschiedsbrief einer Mutter, die ihr Kind in einer Babyklappe abgeben hat, sorgt für nachdenkliche Gesichter im Publikum.

Ausgelassener wird das letzte Drittel des Konzerts. Hier und da wird getanzt, Textzeilen werden mitgesungen und alte Fans der Band jaulen auf, wenn eines ihrer Lieblingslieder gespielt wird.

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