Wie wird eigentlich im Kongo geheiratet?

Ein kleines Theaterstück und ein Film geben in der Alten Kirche Einblicke in die Abläufe des Stammes der Bakongo.

Wie wird eigentlich im Kongo geheiratet?
Foto: Andreas Bischof

Blicke unter fremde Dächer hat es am Wochenende in der Alten Kirche gegeben. „Es ist uns eine Ehre, unsere Kultur mit einem Motto vorzustellen und dass uns Krefelder kennen lernen können“, sagt Lituli Nzabi-Mata, Vorstandsvorsitzender vom Kongolesischen Verein und der Kongolesischen Gemeinde.

Es geht an dem Nachmittag um das Thema Hochzeit. Ein Theaterstück und ein Film über Heiraten im Kongo stellen den Schwerpunkt im Programm des Tags der offenen Tür unter dem „Dach der Kulturen“ dar. Großen Aufwand kann man im Gemeindesaal an der Alten Kirche dafür nicht treiben, es wird kreativ improvisiert.

Die Mitglieder der Kongolesischen Gemeinde und des Vereins führen mit einem Stehgreifspiel in die Traditionen des Stammes Bakongo ein. Schließlich kennen sich die Frauen und Männer in diesem Thema alle aus. Heiraten im Kongo ist keine Privatsache eines Liebespaars, sondern die bewusste Verbindung zweier Familien. Da erfährt man, dass die Familie des Bräutigams der Familie der Braut eine „Entschädigung“ zahlen muss. „Das ist eine Entschädigung für die Arbeit, die die Eltern mit der Erziehung, der Pflege der Tochter und auch dem Verlust der Tochter hat“, erklärt Alfonsine Kalala Mbuyi Kabambay.

Früher genügte ein symbolischer Betrag, heutzutage kann es bei reichen Familien durchaus auch ein fünfstelliger Betrag — in US-Dollar — werden. Wichtig ist dabei, dass sich die gesamte Großfamilie des Bräutigams daran beteiligt. Doch Richard-Alexi Atipo-Ngapy, Generalsekretär vom Kongolesischen Verein und der Kongolesischen Gemeinde, stellt klar: „Die Hochzeit dreht sich nicht nur um Geld, auch Arme können heiraten.“ Auf der improvisierten Bühne sitzen die Schauspielerinnen und Schauspieler in kleinen Gruppen: in der Mitte das Liebespaar, auf der einen Seite die Familie der Frau, auf der anderen die des Mannes.

Zunächst will die Braut in spe erst einmal wissen, ob es ihr Liebster auch ernst mit ihr meint: „Die Tage vergehen, ich werde älter und ich will Klarheit, wie es mit uns weitergeht.“ Der Mann antwortet: „Ich beobachte dich schon länger. Du kannst deinen Eltern sagen, dass ich dich heiraten will.“ Nach einem kleinen Freudenausbruch eilt sie zur Mutter und erzählt von dem Antrag. Man habe schon darauf gewartet, ist der Mann auch verantwortungsvoll, will man wissen. Dann kommt die große Aufgabe der Familie der Frau, eine Liste aufzustellen, was die Familie des Bräutigams nicht nur an Geld zusammenbringen muss.

Eleni Biskini-Fischer, die Leiterin der Integrationsagentur Krefeld der Diakonie Krefeld und Viersen ist zufrieden mit dem Verlauf des Tags unter dem „Dach der Kulturen“, in dem sich unter dem Dach der Evangelischen Kirchengemeinde Alt Krefeld derzeit neun Gemeinden und Vereine regelmäßig treffen. Mit verschiedenen Angeboten, wie zum Beispiel Hausaufgabenhilfe, Sprach- und Orientierungskurse für Neuzugewanderte, Seelsorge oder Weiterbildung für Vorstände von Migrantenorganisationen, werden Integrationshilfen gegeben.

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