Wie Krefelds Einzelhändler der Branchenkrise trotzen können

Carmen-M. Albrecht und Ulf-M. Schmieder ausgezeichnet.

Krefeld. Wer heute als Händler Umsatz machen will, muss sich auf seine Kunden einstellen. Er sollte wissen, was die beim Besuch im Laden nervt. Beispielsweise eine Auswahl von 250 verschiedenen Yoghurts in der Kühltheke, weshalb der Einkäufer erstmal zehn Minuten lang seine favorisierte Marke suchen muss.

Oder die tolle Kinderkleidung, die aber gerade in der Größe im Laden nicht vorrätig ist. Bei einer Internetbestellung wäre das kein Problem gewesen. Dr. Carmen-Maria Albrecht und Dr. Ulf-Marten Schmieder haben herausgefunden, womit Händler bei den Kunden punkten können. Dafür sind sie beide gestern mit dem Wolfgang-Wirichs-Förderpreis Handel ausgezeichnet worden.

"Mein Vater Wolfgang Wirichs, dem diese Stiftung gewidmet ist, hätte bei diesen Themen leuchtende Augen bekommen", sagt Kuratoriumsvorsitzende Anne Wirichs-Doetsch in ihrer Laudatio. Die 31-jährige Carmen-Maria Albrecht hat an der Universität Mannheim das Thema "Einkaufsstress - Messung, Determinanten und Konsequenzen" wissenschaftlich behandelt.

Der 39-jährige Ulf-Marten Schmieder hat an der Universität Halle-Wittenberg die Bedeutung der Kommunikation für den Erfolg im Einzelhandel nachgewiesen. Der offizielle Name seiner Arbeit: "Integrierte Multichannel-Kommunikation im Einzelhandel". "Vereinfacht heißt das: Der Handel sollte alle ihm zur Verfügung stehenden Kanäle nutzen, um dem Kunden den Kauf zu erleichtern", übersetzt Schmieder den Titel.

Kanäle sind für ihn der Laden selbst, kompetente Verkäufer, Angebote per Handy, Anzeigen in der Zeitung, Information und Kauf übers Internet. Wobei maßgeschneiderte Angebote den größten Erfolg versprächen. Wie das erfolgreich funktioniert, haben laut Anne Wirichs-Doetsch die Drogeriemärkte vorgemacht.

Die verkauften inzwischen 60 Prozent ihrer Produkte übers Internet. Deshalb erinnerte sie an die Mahnung von Kuratoriumsmitglied Prof. Dr. Hans-Otto Schenk: "Nicht das Internet verschärft die Ausschaltungsgefahren für den Einzelhandel, sondern der Verzicht auf seine aktive Nutzung." Aktuelles trauriges Beispiel dafür sei der Konkurs von Quelle.

Dass Einkaufen im Alltag Stress verursacht, kennt jeder. Albrecht hat jedoch in zahlreichen Einzelgesprächen ebenso wie bei einer großen Online-Befragung geschäfts-, sortiments- und verkäuferspezifische Faktoren identifiziert, die Stress auslösen. Beispielsweise unübersichtliche Läden, unaufmerksames Personal. Faktoren, die einmal aufgedeckt, schnell zu ändern sind - und Kunden binden. "Diese Praxisnähe erschien uns besonders preiswürdig", so Wirichs-Doetsch.

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