Westwall: Die Leiden der Markthändler

Der Tradionsmarkt verliert die Kunden. Der Stadt werden Fehler und Ahnungslosigkeit zur Last gelegt.

Krefeld. Das Stimmungsbarometer der Marktbeschicker auf dem Westwallmarkt reicht von Rage bis Resignation. Sie haben über die Zukunftsperspektiven ihrer Verkaufsstände eine eigene Meinung.

Die Idee von Diplom-Designerin Monika Zurnatzis, die Stände zu drehen, so dass sie zur Straße hin geöffnet sind, stößt bei ihnen nicht auf Gegenliebe. Sie denken an „1000 Kleinigkeiten“, die wichtiger wären, um den Bestand zu sichern. Zudem gibt es den Vorwurf an die Verwaltung: „Die Mitarbeiter hören nicht auf uns.“

Marktmann Willi Cartigny ist verbittert: „Die Mitarbeiter des Liegenschaftsamtes haben von dieser Materie keine Ahnung. Vor 40 Jahren war der Markt beliebt, 640 Beschicker waren hier vertreten. Die Vorortmärkte ziehen die Kaufkraft ab.“ Sie zuzulassen sei falsch gewesen. Außerdem bringe es nichts mehr, Überlegungen zu Dingen anzustellen, die gestorben seien. Er meint den Markt.

Dann zählt Cartigny auf: „Die Toiletten sind wegen Schimmels an den Wänden geschlossen. Wäre es nicht kostengünstiger, sie zu sanieren, als eine teure mobile Toilette aufzustellen? Zwischen Everts- und Lenssenstraße wurde ein Stromkasten aufgestellt, den dort keiner brauche, den die Händler auf der anderen Seite des Marktes hingegen dringend benötigten. „Stattdessen wurden Poller aufgestellt und Politessen durchgejagt.“

Besonders dieser Bereich macht den Marktleuten Sorgen. Hier schlagen dienstags nur noch sieben Kollegen die Stände auf. „Was soll ich auf dieser Insel bewerben?“, fragt Cartigny. „Hier sterben die schwachen Marktleute wie Bäcker und Käsehändler weg, weil kein Kunde diesen Bereich besucht.“

Und dann kauften die Leute den Rest dort, wo es alles auf einem Fleck gebe. „In Uerdingen stehen schon 30 Prozent der Flächen leer“, sagt Cartigny. Er möchte mit seinem Stand gerne auf den anderen, belebteren Teil des Westwallmarktes an der Marktstraße umziehen. „Hier haben wir keine Chance mehr.“

Kundin Judith Verpoort bestätigt die Aussagen. „Eigentlich bin ich hergekommen, um Milch, Brot und nebenbei Blumen zu kaufen.“ Die Idee, die Marktstände zu drehen, findet sie gar nicht schlecht.

Da ist Marktbeschicker Martin Konen anderer Ansicht. „Das ist doch gar nicht möglich. Die Straßen sind Rettungswege. Wie die Stände jetzt stehen, ist es gut. Wir können uns gegenseitig ansehen und die Kunden nach rechts und links auf die Auslagen blicken.“ Um Außengastronomie zur Belebung des Marktes anzusiedeln, sei es 20 Jahre zu spät.

Kollege Klaus Lennartz deutet auf die defekten Stellen im Asphalt. Dort ist der Untergrund sichtbar. „Wir müssen dreimal betteln, damit diese Löcher geschlossen werden. Und da soll der Westwall Pflaster bekommen, wie es auf dem Bild der Designerin zu sehen ist?“, fragt er zweifelnd. „Um die Stände nach außen zu drehen, müsste zudem der abschüssige Platz begradigt werden.“ Das koste Geld.

In der anderen Idee, die Marktzeiten zu verändern, um mehr Kunden anzulocken, sieht Lennartz keine Lösung. „Der Fischelner Markt am Mittag boomt auch nicht.“ Es werde immer schwerer zu verkaufen, da viele Leute nicht mehr frisch kochen. Lennartz würde gerne in Werbung für den Markt investieren. „Rheinhausen macht es mit Radiowerbung vor.“

Marktbeschicker Josef Schneider aus Willich findet es gar nicht gut, dass die Pläne der Designerin über die Köpfe der Marktleute hinweg entstanden sind. „Sie hat uns überhaupt nicht gefragt“, sagt er. „Für uns sind die Löcher im Asphalt und der veraltete Stromkasten wichtiger.“

Die Kollegen Werner Busch und Paul van Leendert stehen auf der Markt-Insel: „Es lohnt sich kaum. Die Kunden laufen drüben.“ Busch ergänzt: „Hier gibt es noch nicht mal schöne Fassaden.“

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