Wenn Schüler „null Bock“ haben

In Krefeld verlassen überdurchschnittlich viele Migranten ohne Abschluss die Hauptschule. Die Gründe sind untersucht worden.

Krefeld. In Krefeld verlassen überdurchschnittlich viele junge Leute die Hauptschule ohne Abschluss. Der Ausländerbericht aus 2010 besagt, dass dies bei 8,3 Prozent Migranten der Fall ist, während es im bundesdeutschen Durchschnitt nur 5,6 Prozent sind. Der Landesdurchschnitt liegt bei 6,8 Prozent. Krefeld steht weit oben im NRW-Negativ-Ranking.

Es sei ein gesamtgesellschaftliches Problem, das Handlungsbedarf erfordere, weil es sich unter anderem zum volkswirtschaftlichen Problem auswachse, sagen Fachleute und steuern in Krefeld mit Untersuchungen, Projekten und neuen Maßnahmen gegen. In einer Studie wird jetzt der "Schulabsentismus" unter die Lupe genommen. Es ist eine Bezeichnung für Kinder, die "null Bock" auf Schule haben und einfach nicht "zu packen" sind.

Zuerst zu den allgemeinen Ursachen. "Es ist grundsätzlich so, dass vor allem Migranten türkischer und italienischer Herkunft die Bildung bei den Nachkommen vernachlässigen", sagt Wissenschaftsmanager Winfried Kösters, der gerade eine Studie zum Krefelder Integrationskonzept vorgelegt hat. "Dazu heiraten die Männer, die oft selbst aus bildungsfernen Schichten kommen, Frauen ohne deutsche Sprachkenntnisse aus der Heimat. Die Werte einer effizienten Bildung können da nicht weitergeben werden."

Schulrat Detlev Stein, er ist zuständig für die Hauptschulen, berichtet von einer Untersuchung zum Thema Schulschwänzer, die von der Uni Köln an vier Krefelder Hauptschulen durchgeführt und gerade beendet wurde. "Beteiligt haben sich die Josef-Hafels-, Theodor-Heuss-, Stephanus- und Von-Ketteler-Schule, wobei die beiden zuletzt genannten katholischen Schulen einen Migrationsanteil von drei bis vier Prozent besitzen, wohingegen die Theodor-Heuss-Schule rund 70 Prozent hat. An der vierten Schule sind die Werte durchschnittlich."

Die Erkenntnisse dieser Studie besagen, dass geordnete familiäre Strukturen und ein positives Bildungsverständnis wichtig sind für eine gute Schullaufbahn. Die fundamentalen Bedingungen sind, die Werte von Schule, Gesellschaft und Beruf weiterzugeben. Das Kind muss sich außerdem in der Klassenstruktur aufgehoben fühlen und der Lehrer einen guten Unterricht erteilen, geradlinig sein, am Kind interessiert.

Die kostenintensive Umsetzung der bereits teuren Untersuchung, die die Schulen selbst tragen, erfolgt mit der Uni Oldenburg ab Dezember. Stein: "Es wird modellhaft untersucht, ob die bereits bestehenden Projekte an den genannten Schulen wirksam sind, optimiert werden können oder eine ganz andere Richtung bekommen müssen, um Schulverweigerer an die Lehranstalt zu binden."

Die Untersuchung wird mit jeweils drei Klassen der vier Schulen durchgeführt. Schon jetzt steht fest, dass die Zahl der Schulverweigerer bei Deutschen und Ausländern ziemlich ähnlich ist.

Kösters sieht eine Lösung, um die Zahl der Schulabbrecher zu verringern darin, dass alle Kinder eine frühe altersgerechte Förderung bereits in der Kita erfahren. Man bedenke: "43 Prozent aller bis dreijährigen Kita-Kinder haben Migrationshintergrund." Wichtig sei auch: "Die Deutschen bekommen immer weniger Kinder. Bald gibt es mehr Lehrstellen, als Bewerber. Wir müssen uns öffnen für die Menschen mit Migrationshintergrund als Arbeitskräfte.

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