Wenn Mädchen zuschlagen

1180 Menschen unter 21 Jahren sind 2012 straffällig geworden. Ein Drittel ist weiblich.

Krefeld. Die Bestrafung kommt zu spät. Bis zu sieben Monate dauert es, bis ein junger, straffälliger Krefelder im Alter von 14 bis 20 Jahren eine Konsequenz seiner Tat spürt. „Das ist pädagogisch kontraproduktiv“, lautet das Fazit des Fachbereichs Jugendhilfe. Der legte jetzt einen umfangreichen Bericht zur Jugendgerichtshilfe 2012 vor.

Die Täterzahlen sind demnach erstmalig nach langer Zeit rückläufig. Im vergangenen Jahr wurden 1180 Personen gezählt, gegen die ein oder mehrere Strafverfahren anhängig sind. Im Jahr 2011 waren es noch 1382 Täter. Der Anteil von Heranwachsenden ohne deutschen Pass liegt bei etwa neun Prozent (207 Personen), der von weiblichen Tätern weiterhin bei 29 Prozent.

Zu den häufigsten Delikt-arten zählen Schwarzfahren, Diebstahl, Körperverletzung, Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, Betrug und schwerer Diebstahl. Auch bei diesen Deliktschwerpunkten sind Mädchen eine feste Größe. Wegen Schwarzfahrens und einfachen Diebstahls werden sie am häufigsten belangt.

Doch auch bei den diesmal 261 Körperverletzungsdelikten tun sich Mädchen unrühmlich hervor. Sie schlagen immer häufiger zu. Die Hälfte der in 2012 begangenen einfachen Körperverletzungen wurden von ihnen verübt. Schwerer Diebstahl hingegen sowie Fahren ohne Führerschein und Sachbeschädigungen fallen als Gewaltdelikte überwiegend in das Ressort männlicher Täter.

Je nach Schwere der Tat verhängt die Justiz verschiedene Sanktionen. Die reichen von ambulanten Maßnahmen wie Arbeitsauflagen, Erziehungsgesprächen, Anti-Gewalt-Training, Täter-Opfer-Ausgleich und Betreuungsweisungen bis hin zu justiziellen Maßnahmen: von der Geldbuße oder Geldstrafe bis hin zum Arrest oder zur Jugendstrafe mit und ohne Bewährung.

Im Hinblick auf die bezirksbezogene Sozialarbeit hat die Jugendgerichtshilfe auch die Wohnorte der Straffälligen ausgewertet. Dabei wird deutlich, dass der Anteil der Täter in den Bezirken Mitte und Süd den höchsten Stand erreichte, während im Bezirk Ost der niedrigste zu verzeichnen war.

Als Prävention wird deshalb das eigene Projekt „Es ist nicht (l)egal!“, das sich an weiterführende Schulen richtet, in besonderem Maße den Hauptschulen in den Bezirken mit höherem Täteraufkommen empfohlen. Die Statistik belegt, dass sich die Klientel der Jugendgerichtshilfe 2012 zahlenmäßig überwiegend aus den Hauptschulen rekrutierte.

Von den 1180 Tätern, die im vergangenen Jahr erfasst wurden, sind 626 (53 Prozent) wiederholt straffällig geworden. Ein geringer Teil von ihnen bildet die Gruppe der Mehrfach- und Intensivtäter. Diese Gruppe wird laut Jugendgerichtshilfe bereits im Rahmen einer speziell konzipierten Maßnahme, in Kooperation mit Staatsanwaltschaft und Polizei betreut. Das Konzept werde derzeit überarbeitet.

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