Wenn es um Milch geht – Krefeld

Die Erzeugerpreise sinken weiter. Die in Krefeld ansässige Landesvereinigung der Milchwirtschaft rät zu mehr Export.

Krefeld. Wenn es um Milch geht - Krefeld: Seit zweieinhalb Jahren artikuliert sich die nordrhein-westfälische Milchwirtschaft von Krefeld aus, vom damals neu errichteten Standort an der Bischofstraße. Die Zentrale war seinerzeit aus Düsseldorf über den Rhein gezogen.

Nach einem turbulenten Jahr mit Preissprüngen, Lieferboykotten, Demonstrationen und einem Milchgipfel befürchtet der Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft, Dr. Reinhard Pauw, dass die Auszahlungspreise an die 9.333 Milchkuhhalter im Land - 3,5 Prozent weniger als noch im vergangenen Jahr - von knapp 40 Cent pro Liter vor einem Jahr weiter auf deutlich unter 30 Cent absinken.

Pauw rät dazu, Exportmöglichkeiten zu entwickeln, da der weltweite Verbrauch langfristig steigt. Im vergangenen Jahr, so hat das Institut in Oppum zusammengetragen, brach die große Nachfrage des Vorjahres aus Asien ein und ebbte der Exportstrom der deutschen Milch nach Italien ab. Dorthin liefern jetzt französische Milchbauern.

Im Vertrauen auf ein dauerhaft hohes Niveau der Abnahme hatten die Milchbauern weiterhin große Mengen angeliefert und einen Angebotsdruck erzeugt. Der Verbraucher sei offenbar preissensibler als früher und habe zu einem Absinken der Preise im Laden beigetragen. Für die Zukunft sei mit häufigeren Schwankungen der Preise zu rechnen.

Der Absatz einzelner Milchprodukte hat sich im Laufe eines Jahres recht unterschiedlich entwickelt. So wurden zehn Prozent mehr Butter erzeugt, während der Käseumschlag um 9,3 Prozent zurückging. Dafür war die Erklärung, dass Russland einige Jahre ein guter Käsekunde war, aber im vergangenen Jahr deutlich weniger bestellt hat.

Die Trinkmilch im Einwegpack setzte 8,5 Prozent zu, die in der Mehrwegflasche wurde um 17 Prozent weniger gefragt. Buttermilch wurde 15 Prozent weniger getrunken, um dieselbe Marge nahm auch der Ausstoß von Milchmixgetränken ab. Eine Folge des schlechten Sommers?

Der Strukturwandel in der Milchwirtschaft, so berichten die Oppumer, geht weiter, auch am Niederrhein. Im ganzen Land ist die Milchproduktion mit knapp 2,7 Millionen Tonnen etwa gleich geblieben, die Zahl der Milchkühe pro Betrieb von 41 auf 43 gestiegen, die Zahl der Großmolkereien von zehn auf neun gesunken.

Die nordrhein-westfälische Milchwirtschaft führt noch bis zum Sommer im Auftrag des Bundes ein mit zehn Millionen Euro dotiertes Forschungsprojekt zur Stärkung des Schulmilchverbrauchs durch. An 600 Grundschulen untersuchen Wissenschaftler, welche Faktoren Einfluss auf den Schulmilchverbrauch haben.

Dabei werden auch unterschiedliche Preise für die Schüler getestet bis hin zu Phasen der kostenlosen Ausgabe. Die Ergebnisse sollen eine Übertragbarkeit auf alle Bundesländer gewährleisten. Immerhin ist die nordrhein-westfälische Schulmilchmenge im vergangenen Jahr weniger stark gesunken als die Zahl der Schüler im Land.

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