Vorsicht, Abzocke! Wenn der Schlüsseldienst-Auftrag zum absoluten Desaster wird

Die WZ gibt in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale in loser folge Tipps gegen Trickbetrüger.

Vorsicht, Abzocke!: Wenn der Schlüsseldienst-Auftrag zum absoluten Desaster wird
Foto: Jens Schierenbeck

Krefeld. Die Haustür fällt ins Schloss, während das Essen auf dem Herd brutzelt oder aber der Keller steht unter Wasser: Eine Stresssituation — ein Notdienst muss her. Diese Situation nutzen nicht selten Abzocker aus. Andrea Zabelberg von der Krefelder Verbraucherzentrale weiß: „In Stresssituationen werden schnell unvernünftige Entscheidungen getroffen.“

Konkret: Es wird der erstbeste Notdienst angerufen. „Diese Firmen, die oftmals mit ‚AAA...’ beginnen, sind unseriös“, erklärt die Fachfrau. Der nächste Fehler: Um möglichst schnell wieder in die Wohnung zu kommen, unterschreiben Ausgesperrte ohne das Auftragsformular gründlich gelesen zu haben. Später kommt das böse Erwachen. „Zu uns kamen Betroffene, die einen Schlüsselnotdienst gerufen haben und eine Rechnung von bis zu achthundert oder tausend Euro präsentiert bekamen“, berichtet Elisabeth Elsner, Leiterin der Krefelder Verbraucherzentrale.

Beliebte Masche: So zu tun, als sei die Türöffnung kompliziert und erfordere einen viel höheren Aufwand, so dass gar das Schloss kaputt gemacht werden muss und und für viel Geld ein neues verkauft wird. Zabelberg: „Man muss die Nerven haben, zu sagen, ich kaufe bei ihnen kein neues Schloss und die Tür nachts aufzulassen.“

Notsituationen werden schamlos ausgenutzt. „Es kam vor, dass Betroffene empört auf den Preis reagierten und genötigt wurden zu bezahlen“, berichtet Zabelberg. Oder Betroffenen, die nicht bereit waren, den überteuerten Preis zu bezahlen, wurde gedroht, die Tür wieder zu verschließen. Denjenigen hingegen, die nicht soviel Bargeld im Haus hatten, wurde gar angeboten, sie zum Kartenautomaten zu begleiten.

Dubiose Dienstleister führten nicht selten ein Kartenlesegerät mit. „Betroffene berichteten, dass sie sich körperlich eingeschüchtert fühlten und daher nicht gewagt hätten, sich zur Wehr zu setzen“, erzählt Elisabeth Elsner. Wer bereits bezahlt hat, weil er im Stress die Situation nicht überblickt hat, kommt kaum mehr an sein Geld. „Hier können wir den Betroffenen lediglich die Zusammenhänge erläutern“, so Elsner. Wer über eine Rechtschutzversicherung verfügt, kann sich mit der betreffenden Firma „anlegen“. Wie verhält man sich richtig? „Zunächst einmal dafür sorgen, dass so eine Situation nicht eintritt“, rät Andrea Zabelberg.

Präventiv könne man zudem einen Wohnungsschlüssel bei einer Person seines Vertrauens hinterlegen. Immer parat haben sollte man zudem die Telefonnummer eines örtlichen Schlüsseldienstes, den man kennt — inklusive der Konditionen der Notdienstangebote. „Diese Adresse kann man gut unter die Fußmatte legen“, so Zabelberg.

Außerdem: nicht überrumpeln lassen. Auftragsformulare gründlich lesen und nur unterschreiben, wenn man sich sicher ist. Elisabeth Elsner: „Im Zweifel kann man die Zahlung eines überhöhten Preises verweigern mit dem Hinweise, man bezahle das, was im Durchschnitt liegt und alles weitere läuft schriftlich.“ Betroffene sollten im Vorfeld die Kosten erfragen. Elsner: „Wenn ich den teuren Preis nicht bezahlen möchte, kann ich sagen: ‚Sie brauchen die Tür nicht zu öffnen’ und den Auftrag rückgängig machen.“ Gegebenenfalls kommt eine Rechnung für die Anfahrt, über die man streiten kann.

Eine Türöffnung durch einen seriösen Schlüsseldienst dauert in der Regel zehn bis dreißig Sekunden. Kosten: 75 bis 100 Euro. Bei Verdacht auf einen unseriösen Notdienst sollten Betroffene die Rufnummer der Polizei (110) wählen und diese informieren.

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