Wassersparer fühlen sich durch neuen Tarif bestraft

SWK-Kunde Werner Fleuren übt Kritik an Systemänderung in Gebührenrechnung.

Wassersparer fühlen sich durch neuen Tarif bestraft
Foto: dpa

Krefeld. Für Ärger sorgte jüngst die Wasserabrechnung der Stadtwerke Krefeld (SWK) im Hause Fleuren. Der Rechnungsbetrag sei um elf Prozent gestiegen, sagt Werner Fleuren — obwohl er nicht mehr Wasser verbraucht habe. Grund der Kostensteigerung auf Fleurens Rechnung ist das neue Gebührenberechnungssystem, das die Stadtwerke Krefeld (SWK) im vergangenen Herbst eingeführt haben.

Der Wasserpreis wurde für alle Verbraucher deutlich gesenkt, der Systempreis, der 80 Prozent der Summe ausmacht, stieg gegenüber dem bisherigen Zählergrundpreis dagegen an. „Menschen, die Wasser als ein knappes und wichtiges Gut betrachten und deshalb sparsam damit umgehen, werden durch das neue Tarif-System bestraft“, kritisiert Fleuren.

Die Kunden werden in dem neuen System in acht Verbrauchsklassen eingeteilt, wobei die unterste die Nutzung von bis zu 149,9 Kubikmetern Wasser abdeckt. Werner Fleuren fühlt sich dort nicht richtig aufgehoben. „Mein Jahresverbrauch lag immer unter 69 Kubikmeter.“ Von dem angenommenen Durchschnittsverbrauch eines Zwei-Personen-Haushalts im Einfamilienhaus — 99,2 Kubikmeter Wasser — sei das weit entfernt. In seiner schriftlichen Beschwerde schlägt er den SWK vor, eine weitere, niedrigere Verbrauchsklasse ins Tarifsystem einzuführen. „Ich halte das neue Tarif-System für falsch!“

„Es bestraft sozusagen denjenigen, der bisher jeden Wassertropfen gespart hat“, gibt SWK-Sprecher Dirk Höstermann zu. Eine „Bestrafung“, so die SWK, sei natürlich nicht die Absicht. Der Effekt ergebe sich vielmehr daraus, dass bei Geringverbrauchern der höhere Systempreis nicht durch den geringeren Wasserpreis kompensiert werde. „Wir wollen die Kunden anregen, Wasser großzügiger zu verwenden und nicht auf Teufel komm raus zu sparen.“ Eine Spülstopptaste an der Toilette sollte besser nicht gedrückt werden, sagt Höstermann.

Die Infrastruktur der Wasserversorgung legt dieses Verhalten nahe. Der Appell, sorgsam mit Ressourcen umzugehen, und die sinkenden Bevölkerungszahlen hatten dazu geführt, dass immer weniger Wasser durch Rohre und Kläranlagen laufe. Da die Infrastrukturkosten aber unverändert bestehen, erhöhte sich zwangsläufig der Wasserpreis, um die Kosten zu decken. Das wiederum führte zu einem sparsamen Umgang und trieb die Preisspirale weiter an.

Durch die individuellen Sparbemühungen sei im übrigen kein Wasser gespart worden, erläutert Dirk Höstermann. Weil die ursprünglich berechneten Strömungsgeschwindigkeiten nicht mehr stimmen, müssten die Leitungen durchgespült werden — auf Kosten aller Wasserkunden. Das geschehe mittlerweile sehr viel häufiger als früher, auch wenn es noch „kein Tagesgeschäft“ sei.

Die Tarifumstellung hat laut SWK keine Protestwelle hervorgerufen. „Wir haben mit mehr Rückfragen gerechnet.“ Dass das Gebührensystem, wie Werner Fleuren hofft, wieder auf sparsame Kunden ausgerichtet wird, ist nicht absehbar. „Mit Sicherheit gibt es absehbar keine Änderung am System“, sagt Dirk Höstermann.

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