Betrug Warnung vor Smartphone-Abzocke

Per Klick auf ein Werbebanner in Apps oder im Internet wird die Rufnummer ausgegeben. Dubiose Firmen kassieren wöchentlich ab.

Elisabeth Elsner von der Verbraucherzentrale informiert darüber, wie sich Smartphone-Nutzer vor „Abbuchungsplagen“ schützen können.

Elisabeth Elsner von der Verbraucherzentrale informiert darüber, wie sich Smartphone-Nutzer vor „Abbuchungsplagen“ schützen können.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Plötzlich geht es ganz schnell. Bernd Anbergen möchte eigentlich nur mit seinem Smartphone eine Facebook-Seite aufrufen. Dazu nutzt er Google. Ein als Neuigkeit getarntes Ergebnis der Suchanfrage weckt sein Interesse. Unvermittelt öffnet sich eine pornografische Seite. Anbergen wundert sich und schließt das Fenster schnell.

Die Verantwortlichen Firmen kassieren das Geld über Dienstleister, um unentdeckt zu bleiben.

Die Verantwortlichen Firmen kassieren das Geld über Dienstleister, um unentdeckt zu bleiben.

Foto: Verbraucherzentrale NRW

„Innerhalb von einer Minute habe ich eine SMS bekommen, in der mir mitgeteilt wurde, dass mir ab sofort 4,99 Euro wöchentlich über meine Handyrechnung abgebucht werden“, sagt er. In einer zweiten Kurzmitteilung informiert ihn auch sein Mobilfunkbetreiber darüber, dass ab sofort zusätzliche Beträge fällig werden.

Bernd Anbergen reagiert und wendet sich ein paar Tage später an die Verbraucherzentrale. Durch eine Kündigung per Telefon konnte er weitere Kosten verhindern. Das Problem: Die 4,99 Euro zurückzubekommen, gestaltet sich deutlich schwieriger. „Die Mobilfunkbetreiber weisen meist jegliche Verantwortung von sich und verweisen auf die Anbieter der Abos“, sagt Elisabeth Elsner, Leiterin der Beratungsstelle an der Petersstraße.

Wegen ähnlicher Fälle haben sich in den vergangen zwei Monaten 40 Smartphone-Nutzer an die Verbraucherzentrale gewandt. Der erste Schritt ist, wie im Fall von Bernd Anbergen, das angehängte Abo zu kündigen. „Das ist meist unproblematisch. Über die auf der Mobilfunkrechnung angegebene Rufnummer erreichen sie meist eine nette Dame, die die Kündigung entgegennimmt“, sagt Elsner.

Mit diesem einfachen Tipp konnte die Leiterin der Verbraucherzentrale auch Hüseyin Karadag zumindest vor weiteren Kosten bewahren. „Ich habe gar nichts gemacht, auf einmal habe ich auf meiner Rechnung gesehen, dass innerhalb von zwei Monaten über 150 Euro abgerechnet wurden“, sagt er.

Hinter den Kosten stecken drei verschiedene Firmen. „Eine hat mir zugesagt, das Geld zu erstatten“, sagt Karadag. Bekommen habe er bisher jedoch nichts. „Das ist natürlich rechtswidrig, wenn man ohne es zu sehen, Leistungen erwirbt“, sagt Andrea Zabelberg, Kundenberaterin der Verbraucherzentrale.

Trotzdem sei es schwierig, die Kosten erstattet zu bekommen. Die dubiosen Abo-Firmen gaben von sich aus ihre Identität meist nicht prei und versteckten sich hinter weiteren Dienstleistern. Diese werden in den Rechnungen aufgeführt und haben ihren Sitz meist im Ausland. Ein herber Schlag auch für Karadag. „Mein Mobilfunkanbieter hilft mir da auch nicht weiter“, sagt er.

Auch die Verbraucherschützer kritisieren die Telekommunikationsunternehmen scharf. „Wenn sie beispielsweise die entsprechenden Leistungen bei der nächsten Rechnung kürzen, reagieren die Anbieter, als würde es um ihre eigenen Leistungen gehen“, sagt Andrea Zabelberg, die vermutet, dass die Mobilfunkanbieter an den hinterhältigen Geschäften mitverdienen.

Wer gegen die dubiosen Abo-Anbieter klagen will, müsse sich auf ein langes und aufwendiges Verfahren einlassen, so die Verbraucherschützer, die Tipps parat haben, um nicht in diese Falle zu tappen. Als Erstes sollten Mobilfunkkunden regelmäßig ihre Rechnungen durchsehen, um mögliche Abofallen schnell zu entdecken und kündigen zu können.

Weiterhin kann eine sogenannte Drittanbietersperre meist auch über den jeweiligen Mobilfunkanbieter eingerichtet werden. Diese verhindert, dass die mobile Bezahlfunktion (WAP-Billing) aktiviert ist, die auch von seriösen App-Diensten genutzt wird. „Hier muss dringend der Gesetzgeber einschreiten.

Die Mobilfunkanbieter sollten die Sperre standardmäßig aktivieren. Viele Nutzer wissen nicht, was im Hintergrund abläuft“, sagt Verbraucherschützerin Elisabeth Elsner.

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