Warmes Bett für die Nacht

Die Notschlafstellen in Krefeld haben noch Plätze frei für Obdachlose und Nicht-Sesshafte. Die Zahl derer, die auf der Straße leben, ist nicht bekannt.

Krefeld. Für die, die auf der Straße leben, ist es derzeit besonders hart. Es wird früh dunkel, auch tagsüber steigen die Temperaturen nicht über Null Grad. Und selbst drei Pullover übereinander helfen nicht, den Körper wirklich warm zu halten. "Doch trotz dieser längeren Frostperiode muss in Krefeld niemand auf der Straße schlafen", sagt Eva Renard von der Caritas. Außer, ein Mensch will partout die Nacht nicht in geschlossenen Räumen verbringen.

Wie viele Menschen in Krefeld auf der Straße leben, ist nur schwer zu ermitteln. "Wer Leistungen beziehen möchte, muss eine Adresse nachweisen können; dass kann auch die einer Notschlafstelle sein", erklärt Renard. Nach der Statistik gilt er dann jedoch nicht mehr als obdachlos.

"Es wird unterschieden zwischen Obdachlosen und Nicht-Sesshaften", sagt Dirk Senger vom Presseamt ergänzend. Obdachlose, die wegen Scheidung, Arbeitsplatzverlust oder nicht bezahlter Miete ihre Wohnung verloren haben, können sich beispielsweise an die Stadt wenden, um eine neue Unterkunft vermittelt zu bekommen. "Nicht-Sesshafte, die sich selbst oft Berber nennen, wollen hingegen keine Unterkunft", sagt Senger. Es sei denn, die Wetterverhältnisse werden für das Leben auf der Straße unerträglich.

So wie derzeit. Eine Unterkunft zum Aufwärmen finden die meisten tagsüber in den Anlaufstellen von Diakonie, Caritas und der Emmaus-Gemeinschaft. Wenn sie abends nicht privat untergekommen sind, können sie in den Notschlafstellen anklopfen: für alkoholkranke Obdachlose an der Lutherstraße und für Konsumenten illegaler Drogen an der Melanchthonstraße. In letzterer entscheidet auch schon mal das Los. Denn für die Drogenabhängigen in Krefeld gibt es nur zwölf Schlafplätze - acht für Männer und vier für Frauen.

Die Notschlafstelle an der Lutherstraße bietet in getrennten Häusern 42 Schlafplätze für Männer und Frauen an. "Trotz der Eiseskälte haben wir derzeit nachts noch Betten frei", sagt Heinz Tüschen von der Diakonie. Dabei hatten er und seine Kollegen mit viel mehr Andrang gerechnet. Während im Sommer noch 20 bis 25 Menschen abends wegen eines Schlafplatzes vorbei kamen, sind es derzeit nur 15, davon zwei Frauen.

Einen Grund hierfür sieht Tüschen in der erfolgreichen Vermittlung von Wohnungen. "Wir haben im vergangen Jahr bis zu 38 Personen fest untergebracht." Das ändere aber nichts daran, dass in Krefeld immer mehr Menschen nur noch etwas Warmes im Winter zu essen bekommen, wenn sie zur Krefelder Tafel gehen. Aber das sei eine andere Geschichte.

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