War Millionen-Unterschlagung Todesstoß für Autohandel?

Vor dem Landgericht Aachen muss sich der frühere Chef von Ford Kuhn verantworten. Er weist die Schuld von sich und fühlt sich vom Kompagnon getäuscht.

Krefeld/Aachen. Als Ford Kuhn im August 2006 Insolvenz anmeldete, da sprach aus dem Insolvenzverwalter große Enttäuschung. Denn die Umsatzzahlen hätten durchaus ein Überleben des alteingesessenen Betriebs an der Glockenspitz erlaubt, sagte er seinerzeit der WZ. Die Gesellschaft selbst hatte "unerwartete Unregelmäßigkeiten" in Betrieben in Düren und Aachen als Gründe für die finanzielle Schieflage angegeben.

Vor vier Jahren blieben die genauen Umstände unklar. Diese sind jetzt allerdings Thema vor dem Landgericht in Aachen. Dort geht es in einem Prozess um Insolvenzverschleppung, veruntreuende Unterschlagung in 40 Fällen sowie Betrug in 13 Fällen.

Einer von zwei Angeklagten ist der seinerzeitige Chef (55) von Ford Kuhn. Gemeinsam mit einem 66-jährigen Aachener soll er laut Staatsanwaltschaft für einen Schaden von mehr als 2,2 Millionen Euro verantwortlich sein.

Die beiden Geschäftsführer der SLS GmbH waren überaus erfolgreiche Autohändler, jetzt seien sie finanziell wie gesundheitlich am Ende, hieß es vor dem Landgericht.

Dort wird derzeit an drei Verhandlungstagen ein Deal beleuchtet, bei dem im Jahr 2006 etwa 70 Fahrzeuge nach Großbritannien verkauft worden waren.

Wie der Pressedezernent des Gerichts, Dr.Georg Winkel, gegenüber der WZ erklärte, soll der Verkaufserlös dazu verwendet worden sein, die eigene Liquidität zu sichern. Das Geld hätte aber an die Ford-Bank gehen müssen, die auf einer Forderung von 2,2 Millionen Euro sitzenblieb.

Laut Anklage hätte die finanzielle Schieflage ohnehin viel früher den Gang zum Insolvenzgericht erforderlich gemacht: Spätestens im März und nicht erst im August 2006, weshalb den Angeklagten in dem Verfahren auch Insolvenzverschleppung vorgeworfen wird.

Der weitere Anklagepunkt des 17-fachen Betrugs bezieht sich auf Aufträge für Fahrzeugreparaturen. Laut Winkel sollen Anzahlungen kassiert, die Arbeiten aber nicht durchgeführt worden sein. Schaden: rund 25.000 Euro.

Im Prozess hat der angeklagte Krefelder beteuert, von kriminellen Machenschaften nichts gewusst zu haben. Der mitangeklagte 66-Jährige habe ihn getäuscht. Dieser bestätigte die Vorwürfe zwar weitgehend, betonte aber, er habe die Gesellschaft aus der Krise führen und 100 Arbeitsplätze sichern wollen.

In der Folge sind aber nicht nur die vernichtet worden: Auch die 86 Krefelder Mitarbeiter standen im November 2006 plötzlich auf der Straße.

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