Schlendern und sprinten

Krefeld. Die Radionachrichten bereiteten W.Zetti auf einen beschwerlichen Weg zur Arbeit vor: Obwohl der Bahnstreik seit sechs Uhr beendet sei, müsse noch bis in die Mittagsstunden mit Verspätungen und Ausfällen gerechnet werden.

W.Zetti machte erst „Grrr“ — und dann ganz langsam. Schließlich hatte er keine Lust, länger als notwendig auf einem zugigen Bahnsteig in einem Pulk von motzenden Menschen zu warten. Am Bahnhof angekommen, schlenderte er daher durch die Läden, blätterte in Zeitschriften, kaufte Kaffee und Croissants. Bis sein Blick zufällig auf die Anzeigentafel fiel: Der Zug fährt planmäßig ab — planmäßig heißt in einer Minute. W.Zettis Fortbewegungsart änderte sich schlagartig von Schlendern in Sprinten. Und das mit einem heißen Kaffee in der Hand. Als sich die Türen des Zuges zischend hinter dem keuchenden W.Zetti schlossen, nahm der sich zwei Dinge vor: Nicht mehr alles zu glauben, was im Radio erzählt wird — und die logistischen Fähigkeiten der Bahn nie wieder vollkommen abzuschreiben.

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