Vorwürfe gegen Sektenarzt - Warten auf Urteil aus Chile

Krefeld. Gegen den Sektenarzt H. gibt es weitere Vorwürfe wegen der berüchtigten Auswanderer-Siedlung Colonia Dignidad in Chile. Dort seien zwei Siedlern bis 2002 ohne medizinischen Grund Psychopharmaka verabreicht worden, als H. das Krankenhaus geleitet habe, erklärte die Rechtsanwältin Petra Schlagenhauf am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.

Dabei sei es um psychische und physische Unterdrückung gegangen. In der Colonia Dignidad sei so teils über Jahrzehnte mit Menschen verfahren worden. Sie habe für ihre Mandanten, die nun in Deutschland lebten, Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung bei der Staatsanwaltschaft Krefeld erstattet.

Der Vorwurf sei nicht verjährt. In Krefeld läuft seit August ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes gegen H.. Der langjährige Arzt der Siedlung war im Mai nach Deutschland geflohen. Zuvor war er in Chile als Mittäter von Sexualverbrechen zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und einem Tag verurteilt worden. Weil das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, war H. auf freiem Fuß.

Er wohnt inzwischen in Krefeld. Chile hat die Auslieferung des 67-Jährigen beantragt; Deutsche werden aber nicht ans Ausland ausgeliefert. In Chile gehörte er zur Führungsebene der Colonia Dignidad, die nach dem Militärputsch von Augusto Pinochet im September 1973 auch als Basis des Geheimdienstes diente.

Unterdessen wartet die Staatsanwaltschaft noch auf die offizielle Übermittlung des Gerichtsurteils aus Chile. Anfang November könne gesagt werden, wie es mit den Ermittlungen weitergehe, sagte der Sprecher der Behörde, Klaus Schreiber. Derzeit lassen die Ermittler fast 1000 Seiten übersetzen, die von Privatleuten stammen.

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