Von der Sparkasse in den Zoo

Frank Rusch ist der neue kaufmännische Leiter. Er muss aber nicht nur Stroh einkaufen.

Krefeld. 1999 klappte dem damaligen Direktor Dr. Paul Vogt die Kinnlade herunter: 1200000 D-Mark musste der Zoo für Abwasser bezahlen. Zehn Jahre später ist der Abschlag auf 230000 Euro gesenkt - und am Jahresende werden möglicherweise unterm Strich weniger als 200000 Euro stehen. Dank der im vergangenen Jahr angelegten Binsen-Kläranlage am Flamingo-Teich. 21000 Euro, die sich blitzschnell amortisieren.

Abwasser und Energie sind die großen Kostenblöcke, die der neue Mann im Krefelder Zoo unter die Lupe nehmen muss. Frank Rusch (42) ist mehr als nur der Kaufmann, der Stroh, Heu und Fleisch für die Großkatzen möglichst günstig einkaufen soll - er ist auch Controller, Gebäudemanager, Service-Leiter: kurzum der Mann neben Zoo-Inspektor Andreas Pricken unter dem Geschäftsführer und Zoodirektor Dr. Wolfgang Dreßen.

Frank Rusch hat einen lebenslang sicheren Sparkassen-Job aufgegeben, um sich im "schönen Umfeld" der vier Jahre jungen Zoo GmbH zu engagieren. Mit Synergie-Effekten und Bauvorhaben kennt sich der gebürtige Wiesbadener mit Wohnsitz Essen aus: Zuletzt hat der Diplom-Sparkassen-Betriebswirt ("die höchstmögliche Ausbildung") die Fusion der drei Sparkassen Velbert, Ratingen und Hilden organisiert und einen Neubau geplant, wo jetzt der Kran aufgebaut worden ist. Zoo-Direktor Wolfgang Dreßen nennt den Schritt seines neuen Kollegen "mutig".

Wegen der beiden Kinder (jetzt im Grundschulalter) war Familie Rusch häufig zu Besuch im Krefelder Familien-Zoo. Zufällig sah der Sparkassen-Projektleiter vor einem Jahr die Stellenausschreibung für den Zoo-Kaufmann in der Zeitung. "Das hat mich neugierig gemacht."

Nun ist er seit gut einem Monat in dem mittelständischen Betrieb mit 50 Mitarbeitern und einem Jahresbudget von 3,6 bis 3,8 Millionen Euro (davon 1,85 Millionen festgeschriebener städtischer Zuschuss) im Dienst.

Täglich morgens um halb acht trifft er sich mit den Zoo-Handwerkern zur Besprechnung. "Zwei linke Hände habe ich nicht", konstatiert der versierte Heimwerker. Er ist derzeit auch dabei, die tatsächlichen Abwasser-Mengen an den drei Messstellen zu ermitteln. "Da könnte noch was drin sein." Das Brauchwasser des Zoos wird von keiner Uhr erfasst - es wird mit Brunnen im Revier gefördert.

An der Planung der nächsten Bauvorhaben (Gorilla-Garten, Futtermeisterei und Umbau des Eingangs mit größerem Zoo-Shop und Toiletten) ist Rusch auch beteiligt.

Jetzt schon ist klar: In absehbarer Zeit wird der Krefelder Zoo die Eintrittspreise erhöhen. Zwar hat der Politik-dominierte Aufsichtsrat betont, Preissteigerungen seien in diesem Jahr kein Thema, aber für Politiker endet das Jahr voraussichtlich mit der Kommunalwahl am 30. August. Gerade hat der Zoo seinen Internet-Auftritt frisiert. Frank Rusch wird für eine niederländische Übersetzung sorgen, um Besucher von jenseits der Grenze anzulocken.

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