Uerdinger Jecken trotzen dem Schneegestöber

Etwa 40 000 Besucher erfreuen sich am Tulpensonntagszug. Katholische Gemeindereform aufs Korn genommen.

Krefeld. Trotz anfangs heftigen Schneetreibens und anhaltender Minustemperaturen haben die Uerdinger ihren Tulpensonntagszug mit viel Helau und Begeisterung gefeiert. Es war schließlich ein Jubiläumszug, nach 150 nachgewiesenen Jahren. Etwa 40 000 Besucher säumten nach Angaben der Polizei den Zugweg.

Die Aktiven, die sich auf dem großen Parkplatz nördlich der Siemens-Waggonfabrik aufgestellt hatten und denen beim pünktlichen Abmarsch um 13.11 Uhr Schneeflocken um die Ohren fegten, wurden belohnt. Als der Zoch nach seinem Zickzack-Kurs durch den Uerdinger Norden im Zielgebiet vor dem Rathaus ankam, war das Schneetreiben längst beendet und der Frost weggesungen. Zugleiter Bruno Kolatke war stolz, dass es keine Absagen gegeben hatte: "Nur die Pferde mussten wir rauslassen, die kommen mit der Glätte nicht zurecht", bedauerte er. Pferde waren dennoch im Zoch, vier lebensgroße Holzschimmel, die auf einem Prunkwagen die Kutsche der Kinderprinzen Fabian I. und Julia I. zogen.

Die eifrigen Gruppen hatten eine Menge Themen aufgespießt, so die Bäckerschwemme ("Wer hat sie gerufen?") und das Kohlekraftwerk, das die "Oedingsche Blagen" eigenhändig befeuern wollen. Die Messdiener aus Traar zeigten den Rheinstädtern, wie man den Bischof aufs Korn nimmt: Oberhirte Heinrich Mussinghoff rührt in der Fusionssuppe und wirbelt fünf Kirchen durcheinander. Die "Dröppkes" hatten die Pipeline in Stückchen geschnitten, und eine Seniorenturngruppe will wirklich aktiv zur Fußball-WM nach Südafrika.

Schiffe dürfen beim Zug in der Rheinstadt nicht fehlen, nicht für das Prinzenpaar Reimund I. und Iris I. mit Sonderausstattung, auch nicht für einen gewissen "Enho Nemann", der nach 150 Jahren immer noch im Indianer-Kanu paddelt, und schon gar nicht für die stark vertretene KG "op den Höh", die aber auch eine riesige Lokomotive bewegte. Eine Rheinschlange ließ der Kanu-Club durch die Straßen gleiten. Während der Männer-Elferrat sich in einer Gondel ziehen ließ, beklagte sich der Damen-Elferrat von "op de Höh": "Wie in jedem Jahre - für Venetia ist keine Gondel da."

Die KG Eulenturm spielte Zirkus und ließ des Tiger los. Wie im Wilden Westen ging es auf dem großen Wagen der beziehungsreichen "Zusammengewürfelten Narren" zu. Die Vereinigung der Uerdinger Minister hatte sich in eine Burg zurückgezogen, die aber längst nicht so massiv war wie die der Uerdinger Bürgerwehr, deren Mauern direkt vom Rheinwasser umspült sind.

Bezirksbürgermeister Elmar Jakubowski, der im warmen Rathaus als Zirkusdirektor den Zug erwartete, während das Volk gegen die Kälte ansingen oder sich ins 1000 Quadratmeter große Festzelt verziehen musste, hatte es leicht, den "größten, schönsten und sensationellsten Zug am linken Niederrhein, der an einem Sonntag zieht", zu loben - Es gab reichlich Hilfe aus Oppum, Linn, Gartenstadt und Hohenbudberg.

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