U 70: Endstation Rheinstraße in Sicht

Wer nachmittags mit der U 70 von Düsseldorf nach Krefeld fährt, muss in Dießem aussteigen. Wer in die Innenstadt will, ist auf seine Füße angewiesen.

Krefeld. Böse Zungen behaupten, das Beste an Krefeld sei die K-Bahn nach Düsseldorf. Die Krefelder nehmen diese Polemik meist gelassen hin. Sie freuen sich einfach über die komfortable Schienenverbindung zwischen den beiden Städten inklusive Bistro-Wagen.

Etwa 21.000 Fahrgäste nutzen die U 76 an Werktagen. Die Linie gehört damit zu den Vorzeigestrecken der Düsseldorfer Rheinbahn. Da die Züge fast durchgehend auf einer eigenen Trasse neben den Straßen fahren, sind sie auch zur Hauptverkehrszeit meist pünktlich. Mit der U 76 pendeln deshalb auch jene, die ihr Auto nur ungern gegen Bahn oder Bus tauschen. Das hat der Linie den Spitznamen „Krawattenbahn“ eingebracht.

Stetig steigende Nutzerzahlen veranlassten die Rheinbahn 1988, die Züge häufiger auf die Strecke zu schicken. Statt alle 20 Minuten fährt die Linie seitdem im Berufsverkehr vormittags und nachmittags im Zehn-Minuten-Takt. Als Ergänzung zur U 76 rollt die U 70 über die Gleise. Diese Linie erfreut sich bei Pendlern großer Beliebtheit, weil sie an mehreren Haltestellen der U 76 durchfährt und damit flotter ist.

Zu Beginn war die U 70 nur zwischen der Landeshauptstadt und Meerbusch-Hoterheide unterwegs. Seit 1993 fährt sie wie die U 76 bis Krefeld-Rheinstraße — allerdings nur vormittags. Nachmittags müssen die Fahrgäste in Dießem aussteigen. Hier können sie auf die nächste U 76 warten oder zu Fuß gehen.

„Die Stadt Krefeld möchte nicht so viel Bahnverkehr auf dem Ostwall“, erläutert Rheinbahn-Sprecherin Heike Schuster. Alle Versuche, die U 70 auch nachmittags durchfahren zu lassen, seien gescheitert. „Bislang gab es dafür in Krefeld keine politische Mehrheit.“

Das scheint sich zu ändern. „Wir können es uns nicht leisten, Bahnfahrer am Rand der Innenstadt zum Ausstieg zu zwingen“, sagt Planungsdezernent Thomas Visser. „Eine Durchfahrt für die U 70 muss möglich sein.“

Die Nachfrage der WZ bei den Parteien zeigt, dass es eine Mehrheit für diesen Weg gibt. CDU-Ratsherr Jürgen Wettingfeld möchte, „dass Krefeld so gut wie möglich an Düsseldorf angebunden ist“. Wenn es praktisch machbar sei, sollte die U 70 immer bis zur Rheinstraße fahren.

Dirk Plaßmann, Fraktionsgeschäftsführer der SPD, stimmt dem zu. „Wir sollten die Menschen da hinbringen, wo sie hinwollen. Und das ist in vielen Fällen die Innenstadt.“

Rolf Rundmund, Ratsherr der Grünen, wundert sich über das Durchfahrverbot für die Bahn aus Düsseldorf. „Es wird Zeit, dass wir das im Sinne der Kunden so schnell wie möglich ändern.“ FDP-Fraktionschef Joachim C. Heitmann hält den Ostwall durch Autos und Straßenbahnen zwar für stark belastet, findet die Idee aber gut. „Wenn die Stadtwerke kein Problem sehen, sollten wir das machen“, so Heitmann.

Schwierigkeiten mit der U 70 am Nachmittag sehen die Stadtwerke nicht. Guido Stilling, Geschäftsführer von SWK Mobil: „Es geht um sechs zusätzliche Fahrten bis zur Rheinstraße. Das klappt vormittags und bereitet uns auch nachmittags keine Sorgen.“

Stilling erinnert daran, dass die Straßenbahn-Haltestelle Rheinstraße bis Frühjahr 2013 für 20,7 Millionen Euro umgestaltet wird. „Es passt prima zu dieser Aufwertung, wenn eine weitere Linie hinzukommt.“

Ab Mitte Juni 2011 — zum nächsten Fahrplanwechsel der Rheinbahn — könnte die U 70 ihre Fahrt über Dießem hinaus fortsetzen. Zusätzliche Kosten für Krefeld erwartet Dezernent Visser nicht: „Wenn die Züge durchfahren, gibt es für die Rheinbahn schließlich neue Kunden.“

Firmensprecherin Schuster widerspricht. Die Ausweitung des Angebots müsse von der Stadt Krefeld bezahlt werden. Dass eine Einigung am Geld scheitert, scheint allerdings wenig wahrscheinlich. Experten schätzen die zusätzlichen Kosten auf maximal 25 000 Euro im Jahr.

Finden Sie es gut, wenn die U 70 auch nachmittags bis zur Rheinstraße fährt?

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