Tunnel-Lösung: A-57-Deckel gegen Feinstaub?

Die IHK argumentiert mit EU-Richtlinien für die Schutzmaßnahme und plädiert für eine Krefelder Geschlossenheit.

Krefeld. Gelsenkirchen hat einen, Dortmund soll einen bekommen, selbst Meerbusch und Bad Honnef haben einen - wieso dann nicht auch Krefeld? Das fragt sich zumindest Bernd Neffgen, Verkehrsexperte bei der IHK, und fordert nachdrücklich einen Tunnel für die Autobahn57.

Gerade der geplante Ausbau der B1 in Dortmund sei durchaus vergleichbar mit der Situation in Krefeld, findet der Geschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, wohl wissend, dass es derzeit keine gesetzliche Verpflichtung zur Deckelung der Autobahn gibt. Hoffnung setzt man deshalb auf EU-Richtlinien und städtebauliche Argumente. Doch dafür muss ganz Krefeld zu diesem Thema stehen: Ratspolitiker, Abgeordnete Bürgervereine und Anwohner, ist sich Neffgen sicher.

Die A 57 soll ab etwa 2012 auch im Bereich Krefeld sechsspurig ausgebaut werden. Der Rat der Stadt hat eine einmütige Resolution verabschiedet, wonach man dem nur zustimmen werde, wenn die Strecke in Tunnel- und Troglage gebaut wird, um die unmittelbaren Anwohner nicht noch stärker zu belasten. Den entsprechenden Entwurf hatten Studenten der RWTH Aachen im Auftrag der IHK erstellt.

Neffgens Kollege Wolfgang Baumeister, Referent für Verkehrswirtschaft, setzt nun auf die EU: "Derzeit gibt es bei uns nur bei Neubauten die gesetzliche Verpflichtung zum Lärmschutz. Bei bestehenden Bauten gilt der Bestandsschutz. Doch die EU bringt einige Verordnungen auf den Weg, die auch in alte Regelungen eingreifen - man denke nur an den Feinstaub." Ein weiteres EU-Thema sei der Umgebungslärm. "Diese Fragen müssen im Gespräch mit NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke erörtert werden."

Der Landesbetrieb Straßenbau, zuständig für Planung und Durchführung des Autobahnausbaus, hat sich verpflichtet, den nach Bundesimmissionsschutzgesetz vorgeschriebenen Lärmschutz zu gewährleisten. Der sei aber auch mit Lärmschutzwänden zu sichern, so die Behörde. Im Bereich Meerbusch sind diese rund neun Meter hoch.

"Man darf in dieser Frage neben der Umweltthematik auch die Stadtentwicklung nicht aus dem Auge verlieren", sagt Neffgen. Schon jetzt werde die Stadt durch die Trasse geteilt, was sich nach dem Ausbau mit meterhohen Lärmschutzwänden noch verstärken würde. Durch einen Tunnel hingegen wüchsen Bockum und Uerdingen wieder zusammen, man gewänne zusätzliche Fläche für Grünanlagen oder (Wohn-)bebauung, Gewerbe. "Vielleicht ließe sich sogar das Zooproblem lösen", meint Baumeister.

Unter diesem Aspekt müsse man dann auch die Finanzierung überdenken. Immerhin wäre die Tunnellösung etwa doppelt so teuer wie die Lärmwand-Variante. "Aber man kann einerseits über eine Gegenfinanzierung über die hinzugewonnenen Flächen nachdenken. Und man müsste mal über die Einnahmen - derzeit rund drei Milliarden Euro bundesweit - aus der Mautgebühr diskutieren, die ja eigentlich in die Infrastruktur investiert werden sollen", mahnt Neffgen.

Was die IHK auf keinen Fall will, ist den Ausbau verhindern: "Die A 57 ist die Hauptschlagader des gesamten Raumes", betont Neffgen und verweist auf die wichtige Verbindung zu den Häfen Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam. "Aber der Ausbau muss nicht nur leistungsfähig, sondern auch nachhaltig sein."

All dies, so betonen die beiden IHK-Vertreter, seien keine gesetzlichen Verpflichtungen, aber Optionen, über die man mit dem Minister sprechen muss. Der hat die Krefelder zu einem Gespräch über die A 57 eingeladen (die WZ berichtete) - eine gute Gelegenheit.

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