+++ Aktualisiert +++ Tuberkulose: drei weitere Kinder krank

Der im Dezember erkrankte Schüler hat offenbar mehrere Menschen angesteckt. Auch in einer Notschlafstelle gibt es vier neue Fälle.

+++ Aktualisiert +++: Tuberkulose: drei weitere Kinder krank
Foto: dpa

Krefeld. Der mit großer Wahrscheinlichkeit an Tuberkulose (TBC) erkrankte Schüler der Schule am Uerdinger Rundweg hat offenbar drei weitere Kinder und Jugendliche mit der Infektionskrankheit angesteckt. Das bestätigte am Dienstag die Stadt: „Bei zwei Kindern aus dem privaten Umfeld des im Dezember erkrankten Schülers, die in einem engen Kontakt zu ihm standen, gibt es nach aktuellen Ergebnissen einen ersten Verdacht auf eine mögliche Ansteckung, der aber noch durch weitere Untersuchungen abgeklärt werden muss.“ Ein weiterer Jugendlicher, der aber eine andere Schule besuche, sei ebenfalls an TBC erkrankt.

Das Gesundheitsamt habe inzwischen alle Kontaktpersonen des im Dezember erkrankten Jungen, bei dem der Verdacht auf TBC erstmals am 24. Februar von der behandelnden Klinik gemeldet worden war, in ein Vorsorgeprogramm aufgenommen und so die weiteren Verdachtsfälle ermittelt. Auch in diesen Fällen sollen nun Klassenkameraden, Lehrer und weitere Kontaktpersonen untersucht werden, „um eine mögliche Ansteckung frühzeitig zu erkennen“, heißt es von der Stadt.

Die Nachricht über die Erkrankung des Jungen hatte Eltern von Schülern, die die Schule am Uerdinger Rundweg besuchen, verunsichert und in den Sozialen Netzwerken hohe Wellen geschlagen — auch vor dem Hintergrund der Frage, wo der Junge sich mit der Krankheit infiziert haben kann.

Fest steht nach Recherchen der WZ: „Es gibt nach jetzigem Kenntnisstand keine Anhaltspunkte dafür, dass sich der Junge innerhalb der Schule angesteckt hat“, betont Dr. Agnes Court, Leiterin des städtischen Gesundheitsamts. Zudem gebe es keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der wahrscheinlichen Erkrankung des Schülers und dem Mitte Januar bekanntgewordenen TBC-Fall in einer Notschlafstelle für Obdachlose.

Neu ist aber auch: Nach Befragungen und Untersuchungen der Kontaktpersonen im Umfeld des erkrankten Obdachlosen, darunter auch die Mitarbeiter der Notschlafstelle, bestätigt das Gesundheitsamt jetzt vier weitere Tuberkulose-Fälle: „Zwei Betroffene hatten, so wie der Erstpatient, bereits eine offene Tuberkulose, die dritte Person war gering infektiös, bei einem weiteren Patienten haben wir eine geschlossene, das heißt nicht ansteckende, TBC diagnostiziert“, sagt Court. Alle Erkrankten seien zur stationären Behandlung im Krankenhaus und „in der Regel nach zwei bis drei Wochen Therapie mit verschiedenen Antibiotika nicht mehr infektiös“, erklärt die Medizinerin.

Sei Tuberkulose in vielen Entwicklungsländern noch weit verbreitet und eine erhebliche Todesursache, komme sie in Deutschland nur selten vor und sei hier — einmal diagnostiziert — gut medikamentös zu behandeln. „In der Hauptsache betroffen sind Erwachsene oder aber Kleinkinder.“ Dass Kinder oder Jugendliche im Schulalter erkrankten, sei unüblich.

Im September 2015 habe es dennoch an einer Schule in Hüls einen Fall gegeben, woraufhin 70 Klassenkameraden des erkrankten Kindes getestet wurden, erinnert sich Court. Während der Untersuchungen habe sich herausgestellt, dass das erkrankte Kind an einer Atypischen TBC litt, die nicht von Mensch zu Mensch über Tröpfcheninfektion übertragen werden kann. „Solche TBC-Bakterien kommen etwa im Erdreich vor, der Infektionsweg kann dann häufig nicht geklärt werden.“

Registriert das Gesundheitsamt eine TBC-Erkrankung wie in der Schule und der Notschlafstelle, seien umfangreiche Recherchen notwendig, um die Infektionsquelle ausfindig zu machen. „Wir überwachen weiter“, betont Court, „in erster Linie erst mal darüber, indem wir die Menschen befragen, zu wem sie Kontakt hatten. Da sind wir auf Mithilfe angewiesen.“

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