Polizei Trio soll Rentner getötet haben

DNA-Spuren brachten die Ermittler auf die Spur von drei Männern, die einen 79-Jährigen in seiner Wohnung erstickt haben sollen.

Polizisten durchsuchten Montag eine Wohnung an der Steinstraße.

Polizisten durchsuchten Montag eine Wohnung an der Steinstraße.

Foto: Samla/abi

Krefeld. Es waren die Fetzen eines Putzlappens, die die Ermittler auf die Spur der mutmaßlichen Täter brachten. An dem Reinigungstuch wurden DNA-Spuren eines Mannes sichergestellt, der zusammen mit seinem Bruder und einem weiteren Mann einen 79-jährigen Krefelder Ende Oktober in seiner Wohnung an der Drießendorfer Straße erst gefesselt und dann mit dem Putzlappen erstickt haben soll. Weitere DNA-Spuren an einer Rolle mit Klebeband, mit der das Opfer gefesselt worden war, und an der Kleidung des Ermordeten sollen von den anderen beiden Männern stammen. Gegen alle drei wurde Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Gegen zwei Frauen und einen weiteren Mann, die ebenfalls mit der Tat in Verbindung gebracht werden, wurden Haftbefehle wegen schweren Diebstahls erlassen. Alle sechs Personen sind polnische Staatsangehörige.

Vor Pressevertretern berichten Gerhard Hoppmann (r. Bild, l.), Leiter der Mordkommission, und Oberstaatsanwalt Axel Stahl über die Festnahmen.

Vor Pressevertretern berichten Gerhard Hoppmann (r. Bild, l.), Leiter der Mordkommission, und Oberstaatsanwalt Axel Stahl über die Festnahmen.

Foto: Samla/abi

Diebesbande soll vermehrt ältere Leute beraubt haben

Mehrere Seiten umfasst der Ermittlungsbericht, den Gerhard Hoppmann, der Leiter der Krefelder Mordkommission, gestern im Polizeipräsidium zum Raubmord an dem 79-jährigen Krefelder vorliegen hat. Länger als eine halbe Stunde berichten der Leiter der Krefelder Mordkommission und Oberstaatsanwalt Axel Stahl, welche umfangreichen Maßnahmen die Ermittler in den vergangenen Monaten ergriffen haben, um den mutmaßlichen Tätern auf die Spur zu kommen. Vier der Festgenommenen sollen zu einer Gruppe von Kriminellen gehören, die in mehreren Städten in Nordrhein-Westfalen in der Vergangenheit gezielt Senioren aufsuchten, um sie in ihrer Wohnung auszukundschaften und zu berauben.

Dabei gingen die Täter häufig nach dem gleichen Muster vor. Über Verkaufsinserate in Zeitungen oder im Internet nahmen sie Kontakt zu meist älteren Verkaufswilligen auf und täuschten vor, angebotene Möbel oder Trödelware kaufen zu wollen. Meist soll es der 40-jährige S. gewesen sein, dessen DNA-Spuren auch in der Wohnung an der Drießendorfer Straße gefunden worden waren, der am Telefon oder vor Ort einen Kontakt mit den oftmals alleinstehenden Senioren herstellte und Hilfe bei Gartenarbeit und im Haushalt anbot. Diesen Part übernahmen dann die beiden wegen schweren Diebstahls verhafteten Frauen. Sie sollen die Wohnungen ausgekundschaftet und weiteren Komplizen den Zutritt ermöglicht haben. In mindestens vier Fällen soll die Diebesbande so vorgegangen sein und dabei Beute im fünfstelligen Bereich gemacht haben.

Auf Geld und Schmuck hatten es die Täter wohl auch am 26. Oktober abgesehen, als sie den 79-jährigen Krefelder, der leidenschaftlicher Antiquitätensammler war, in seiner Wohnung überfielen. Doch anders als in den vier der Polizei bekannten Fällen soll dabei ein Brüderpaar vor Ort gewesen sein, das nach Angaben der Ermittler bislang nicht mit anderen Delikten der Gruppe in Verbindung gebracht werden kann. Warum es Ende Oktober mit in die Wohnung des Opfers kam, ist unklar. Fest steht hingegen, dass mindestens eine der Frauen der Diebesbande zuvor Kontakt mit dem Senior hatte.

Nach der Tat hatte es nach Angaben der Ermittler insgesamt 168 Hinweise aus der Bevölkerung zu dem Raubmord gegeben. „Leider führte uns keiner von ihnen zum Täter“, berichtet Gerhard Hoppmann am Mittwoch. Erst die DNA-Spuren am Tatort sowie weitere verdeckte Maßnahmen und die Auswertung von Telefondaten hätten die Ermittler auf die Spur der mehrköpfigen Diebesbande gebracht.

Einsatzkommando nimmt mutmaßlichen Täter im Taxi fest

„Vergangenen Montag und Dienstag konnten wir dann in Krefeld und Düsseldorf insgesamt zehn Personen festnehmen, die in Verdacht standen, etwas mit dem Raubmord zu tun zu haben“, berichtet Gerhard Hoppmann.

Insgesamt 80 Polizeibeamte — darunter auch eine Einsatzhundertschaft und ein Spezialeinsatzkommando — seien dabei im Einsatz gewesen. In Krefeld gab es Durchsuchungsmaßnahmen und Festnahmen in Wohnungen an der Stein- und Marktstraße sowie im Bereich der Neuen Linner Straße.

Dort wurde einer der des Mordes verdächtiger Männer am Dienstagnachmittag von SEK-Beamten in einem Taxi festgenommen, als er offenbar gerade die Flucht ergreifen wollte.

Die Beschuldigten schweigen bislang allesamt zu den Vorwürfen gegen sie. Ob der Mord an dem 79-jährigen Krefelder geplant war oder die Tat im Affekt geschah, bleibt unklar.

Generell, so schildert es Oberstaatsanwalt Axel Stahl, hätten die mutmaßlichen Täter die Konfrontation mit ihren Opfern auch bei den anderen ihnen zur Last gelegten Taten nicht gescheut.

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