Schulranzenmesse Tornister müssen richtig sitzen

Es ist eine Wissenschaft für sich: Um für den Rücken ihres Kindes den passenden Ranzen zu finden, suchen Eltern Expertenrat.

Krefeld. Ein Hersteller verspricht es: „Passt, sitzt und macht glücklich.“ Aber ehe einem i-Dötzchen der Schulranzen wirklich passt und nicht drückt oder auf dem Rücken hin und her wackelt, bedarf es ausführlicher Beratung. Bei Lechner und Hayn weiß man das, und so wurde für den Samstag das Büromöbellager am Nauenweg geräumt, um eine „Schulranzenmesse“ zu veranstalten. „Das machen wir jetzt im fünften Jahr“, sagen Barbara Teuwen und Tochter Sandra Lemke, die Chefinnen des Hauses, das seit 1910 in Krefeld Schreibwaren anbietet und gern die Hilfe von Arne Teuwen, der seit 2007 die Büroeinrichtungen verantwortet, in Anspruch nimmt.

Die Familien der zukünftigen Erstklässler wissen es zu schätzen, dass sie unter 500 Modellen verschiedener Hersteller auswählen können. Groß war das Interesse, nicht nur, weil es Messe-Preise gab, die unter dem Internet-Niveau gehalten werden. 250 Euro kann so ein Ranzen schon mal regulär kosten. Da zählen nachgelassene 35 Euro

Vor allem aber konnten die Kinder die Ranzen anprobieren. Das kindliche Interesse galt natürlich zuerst der Aufmachung. Farbig, ja ordentlich bunt muss so ein Ranzen sein, und die aufgedruckten oder applizierten 3D-Motive sind wichtig. Pferde sind beliebt, auch Einhörner und Ballerinen, beziehungsweise Rennautos oder Trucks. Bei der Auswahl wird sofort Englisch gelernt, „Purple Butterfly“ oder „Power Tractor“ sind Modell-Namen.

Ein gutes Kilogramm wiegt so ein Ranzen leer, hat ein Volumen von 18 bis 24 Litern und wird in der Regel in den vier Jahren der Grundschulzeit gut gefüllt mit Büchern und Heften auf dem Rücken in die Schule getragen. Alina Houben (6) wird ihren ab Herbst in die Katholische Grundschule St. Michael tragen, Bjarne Deinat (5) will in die Pestalozzi-Schule gehen. „Wir achten bei der Beratung auf Größe und Gewicht“, sagt Britta Niewieanda, die wie ihre Kolleginnen Eltern und Kinder berät. Ein schmaler Rücken erfordert einen schmalen Ranzen.

Das Anprobieren ist schon nicht so einfach. Es gibt verstellbar Schulterträger und einen Brustgurt, der den Ranzen sicher am Rücken fixiert, sowie einen Kompressionsgurt. Auf Polsterung ist zu achten und eine komfortable Anhebehilfe sollte auch vorhanden sein.

„Wir prüfen dann auf unserem Parcours, ob der ausgesuchte Ranzen für das Kind brauchbar ist“, sagt Ergotherapeut Julian Groß, der den Salvea-Stand betreut. Er animiert die Kinder zum Hüpfen, lässt sie auf einem wippenden Holzteil balancieren und in gebückter Haltung einen Ball rollen. Bevor der ausgesuchte Ranzen, für den manchmal mehrere Familienmitglieder als Geburtstagsgeschenk zusammengelegt haben, an der Kasse bezahlt wird, warten auf die Kinder aber noch andere Angebote. Sie lassen sich schminken und danach von Mitarbeitern einer Bank fotografieren, und eine Krankenkasse bringt ihnen schon mal das Projekt „Gesund macht Schule“ näher, das an 17 Krefelder Grundschulen läuft. Ein auf Kinder spezialisiertes Zahnärzte-Team schaut den Kindern auf Wunsch der Eltern in den Mund und gibt Tipps zur Erhaltung der Zahngesundheit.

„Diese Halle“, so sieht es ein geduldiger Vater am Ende der mehrstündigen Auswahl, „war heute unser Ziel für einen Tagesausflug.“

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