Ticketverkauf: Kritik am Theater-Service

Trotz Abonnentenschwund fühlen sich zwei langjährige Besucher unsanft vertrieben. Zuständig für die Kasse ist die Stadt.

Krefeld. Drei Jahrzehnte lang waren Gisela Haubenschild und ihr Mann Günther Abonnenten am Stadttheater. Nun fühlen sie sich unsanft vertrieben.

Denn trotz sinkender Abo-Zahlen (die WZ berichtete) konnte die Theaterkasse ihren Wunsch nach einem Premieren-Abo für das Musiktheater nicht erfüllen. "Man hat uns sehr unfreundlich weggeschickt", berichtet Gisela Haubenschild.

Den Grund für die Abfuhr: Vor dem Umzug ins Theater auf Zeit (TaZ) hatte das Ehepaar wie 655 andere Theaterbesucher sein Abo gekündigt. "Wir wollten für ein Jahr aussetzen", erklärt die ältere Dame. Dass die Rückkehr ihr nun verwehrt bleibt, kann sie nicht begreifen - zumal das Theater ja den Abonnentenschwund jüngst öffentlich beklagt hat.

Um diesen Widerspruch aufzulösen, muss man zunächst eine erstaunliche Tatsache kennen: Das Theater ist für seine Abos gar nicht zuständig. "Zu Kassen-Angelegenheiten können wir nichts sagen", erklärt Theatersprecher Martin Siebold zum Fall Haubenschild. "Das ist Sache der Stadt."

Diese auf den ersten Blick absurde Regelung der Zuständigkeiten beklagt Generalintendant Jens Pesel seit vielen Jahren. Zuletzt hatte er im August 2008 in einem WZ-Interview ganz offen eingestanden: "Der Service, den wir bieten, ist unsagbar schlecht." Aktuell mag sich Pesel nicht zu der Angelegenheit äußern - mit dem Problem, für dessen Lösung er 14 Jahre gekämpft hat, darf sich ab Sommer sein Nachfolger Michael Grosse herumschlagen.

Immerhin hat die Verwaltung dank des Konzeptes "Theater mit Zukunft" seit März den Auftrag, eine Übergabe des Service-Bereichs ans Theater zu prüfen. Erste Ergebnisse werden bei der Sitzung des Theaterkuratoriums nächste Woche vorgestellt.

Den Haubenschilds hilft das wenig, sie wollen bloß ins Theater gehen. Warum ihnen das nicht ohne Weiteres gewährt wird, erklärt die Verwaltung so: Das Ehepaar habe sein Abo ohne Angabe von Gründen gekündigt. In solchen Fällen werde nicht mehr bei den Kunden nachgefragt. Als die Haubenschilds doch wieder an der Kasse auftauchten, war kein Premieren-Abo mehr verfügbar - und zwar nur, weil die zwei Abo-Plätze an einem einzigen Termin bereits verkauft waren.

"Mit ein wenig gutem Willen hätten wir uns doch einigen können", findet Gisela Haubenschild. Doch auf Kompromisse scheint das Verkaufssystem nicht eingerichtet: Es erlaubt offenbar weder den Verzicht auf einzelne Vorstellungen noch die einmalige Versetzung auf andere Plätze. Kundenfreundlich ist anders.

Wie die WZ erfuhr, gab es zuletzt noch andere Beschwerden über die Theaterkasse: Bemängelt werden zu kurze Öffnungszeiten und mangelnde telefonische Erreichbarkeit. Gisela Haubenschild ist indes besänftigt: Nach der WZ-Recherche hat die Stadt der langjährigen Abonnentin eine Wiedergutmachung angeboten.

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