Theater: Sparen kostet Zeit und Geld

Zukunft: Ein Gutachter hat das Theater untersucht. Er sieht Sparpotenzial, warnt jedoch vor zu heftigen Einschnitten.

Krefeld. Die Tournee des Patrick Roy hat an diesem Dienstag drei Stationen: Am Mittag erklärt er der Belegschaft des Theaters, wie ihre Zukunft aussehen könnte, danach präsentiert er Presse und Politik sein Gutachten. Der Abgesandte der Münchner Firma Actori argumentiert betont sachlich, setzt wohltuende Fakten gegen all die Emotionen der vergangenen Wochen.

Actori hat die Strukturen des Theaters untersucht und langfristige Perspektiven entwickelt. Fazit: "Die Theaterleitung hat stabil gewirtschaftet. Dennoch erkennen wir Schwächen." So lassen sich durch interne Umstrukturierungen jährlich 700 000 Euro einsparen. Potenzial sehen die Berater bei den Transportkosten, in den Werkstätten und beim Personal: In Orchester und Chor können laut Actori einige Stellen wegfallen.

Doch das Theater soll auch mehr Geld verdienen: "Die Einnahmen pro Besucher sind auffällig gering", sagt Patrick Roy. Heißt: Die Preise für Einzeltickets und Abos müssten steigen. Und das Theater soll jährlich 16 Vorstellungen mehr im Bereich Musiktheater anbieten. "Wer über höhere Eintrittspreise redet, muss auch das Angebot verbessern", sagt Roy.

Die Einsparung lässt sich jedoch nur erzielen, wenn die Städte zuvor investieren: einmalig 325 000 Euro in die EDV-Ausstattung, jährlich 300 000 Euro zusätzlich in Marketing und Anwerbung von Sponsoren. Hier sollen neue Stellen geschaffen werden.

Nochmals 400 000 Euro Einsparpotenzial pro Jahr ergibt sich laut Actori durch Umorganisation: Verantwortungen, die bisher bei der Stadt liegen, müssten auf das Theater übergehen, zum Beispiel der Bereich Besucherservice. Bis die Veränderungen greifen, braucht es jedoch Zeit: "Die Spar-Effekte kommen erst 2014/15 zur vollen Entfaltung", sagt Roy.

Doch trotz all des Sparens klafft laut Actori bereits 2015 im Theater-Haushalt eine Lücke von rund vier Millionen Euro. Die Städte müssten also ihren jährlichen Beitrag von derzeit 10,5 auf mehr als zwölf Millionen Euro erhöhen - oder an die Substanz gehen. "In diesem Fall", sagt Roy, "müsste man die ganz großen Hebel ansetzen."

Insgesamt müssten in diesem Fall beim Theater 60 Jobs wegfallen. Im Schauspiel und im Musiktheater gäbe es je eine Premiere weniger. Die Sinfoniker wären nur noch ein C-Orchester. Und die Ballettsparte müsste komplett schließen. "Wir warnen ausdrücklich vor diesem Szenario", betont Roy. "Dadurch könnte sich für das Theater eine Abwärtsspirale in Gang setzen, deren Ende nicht abzusehen wäre. Die negativen Effekte sind unberechenbar - ein sehr riskanter Weg."

Bei einem Workshop Mitte Februar will die Politik das Gutachten beraten. Der gestrige Beschluss zum Haushalt 2009/10 widerspricht Actori jedenfalls deutlich. Das Theater soll genau dort sparen, wo Actori Investitionen empfiehlt: bei EDV und Werbung.

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