„Dogsharing“ Teilen ist „in“, bei Hunden hört der Spaß auf

Für Großstädte gibt es viele Konzepte. Krefelder Tierfreunde lehnen ein „Dogsharing“ ab.

„Dogsharing“: Teilen ist „in“, bei Hunden hört der Spaß auf
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Krefeld. Teilen bietet Vorteile, und es gibt viele Konzepte, um diese in einer anonymen Großstadt zu nutzen. Nicht alle stoßen auf Gegenliebe.

Beim „Carsharing“ etwa, sucht man sich einfach das nächstgelegene verfügbare Auto, öffnet es per Smartphone und fährt damit zum Einkaufen, zum Flughafen oder zu Freunden. Nach der Fahrt wird es einfach irgendwo abgestellt. Umsonst ist das nicht, aber man spart sich die Fixkosten für einen eigenen fahrbaren Untersatz und entlastet den Stadtverkehr.

Besonders ökologisch geht es beim „Foodsharing“ zu: Anstatt Lebensmittel, für die keine Verwendung mehr besteht, wegzuwerfen, kann man diese an Interessenten verschenken. Dies geschieht entweder übers Internet, in dem man seinen „Essenkorb“ zum Abholen anbietet oder bei öffentlichen Foodsharing-Aktionen. Der Grundgedanke dabei: Die unnötige Verschwendung von Nahrungsmitteln zu stoppen und den Überschuss dahin zu verteilen, wo er gebraucht wird.

Jetzt ist der Gedanke des Teilens ja grundsätzlich ein Ansatz, von dem viele Menschen profitieren können. Gerade Alltagsgegenstände, die teuer in der Anschaffung sind und nicht oft benötigt werden, können hervorragend geteilt oder gar vermietet werden. Warum eine eigene Leiter kaufen, wenn der Nachbar eine in der Garage stehen hat? Wieso nicht mal die eigene Bohrmaschine verleihen und daran vielleicht sogar noch ein paar Euro verdienen?

Der neuste Sharing-Trend hingegen stößt auf viel Ablehnung. Beim „Dogsharing“ teilt man sich keine Gegenstände, sondern Hunde. Dann hat der beste Freund des Menschen im schlimmsten Fall auch mal drei, vier oder fünf Herrchen. „So etwas lehnen wir grundsätzlich ab“, erklärt Dietmar Beckmann vom Krefelder Tierheim entschieden. „Wir wissen, dass Hunde einen festen Bezug brauchen. Bei diesem Konzept wird das Tier ständig aus seinem Umfeld herausgerissen.“

Laut Beckmann sei es nicht schlimm, wenn der Nachbar ab und zu mit dem Hund ausgeht oder das Tier tagsüber in eine Tagespflege gebracht wird. Wichtig sei nur, dass der Hund eine gewisse Routine erfährt und von vertrauten Rudelmitgliedern umgeben ist. Leihhunde, die heute hier und morgen woanders sind, sollte es jedoch nicht geben dürfen. „Man muss sich das wie bei einem kleinen Kind vorstellen. Natürlich ist es schön, tagsüber mit den Freunden im Kindergarten zu spielen, aber abends sieht man die eigene Familie wieder“, sagt Beckmann.

Ähnlich kritisch sieht er das Leben von Verleihpferden in Reitschulen. „Diese Tiere sind total durcheinander und wissen gar nicht, worauf sie sich einstellen müssen. Das ist kein schönes Leben für ein Tier.“ Doch komplett verwerflich ist das „Dogsharing“ nicht.

Auch zwei Herrchen können sich artgerecht um einen Hund kümmern, sofern sie sich untereinander kennen und dem Hund einen routinierten Alltag bieten. Insbesondere die Versorgung des Tieres und der Gesundheitszustand müssen dann natürlich abgestimmt und kommuniziert werden. „Zwei Parteien, das ist dann aber auch das höchste der Gefühle“, findet Julia Paning von der Krefelder Hundetagesstätte Huta. „Und es kommt auf den Hund an. Manche können damit glücklich sein, andere nicht. Für meinen Hund würde ich es mir nicht wünschen“, sagt Paning. In ihrer Hundetagesstätte können die Besitzer ihre Hunde tagsüber abgeben und am Nachmittag abholen. „Die Leute gehen zur Arbeit und bringen ihr Kind in die Schule und ihren Hund in unsere Einrichtung.“ Für den Hund sei der Aufenthalt dann eine „Party“ unter Artgenossen, was nicht vergleichbar mit einem zweiten Zuhause sei und den Hund nicht verwirrt.

„Ein Hund hat eine Persönlichkeit und das Wesen des Tieres muss ergründet werden“, so Beckmann, dem in Krefeld kein Fall von Dogsharing bekannt ist.

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