Tamilische Gemeinde feiert Tempelfest

Hinduisten strömen aus der ganzen Region nach Krefeld und ziehen bei ihrer Prozession rund um den Mies-van-der- Rohe-Park an der Girmesgath.

Tamilische Gemeinde feiert Tempelfest
Foto: Dirk Jochmann

Inmitten des Mies-van-der-Rohe-Business-Parks an der Girmesgath steht ein Theer, ein heiliger hinduistischer Schrein für die Göttin Sri Nagapoosani Ampal. Diese ist am Sonntagmittag Zentrum des zwölftägigen hinduistischen Tempelfestes der tamilischen Gemeinde Krefelds, die nun seit 18 Jahren in der Stadt aus Samt und Seide zu Hause ist. Seitdem viele Tamilen im Zuge des sri-lankischen Bürgerkrieges zwischen den singhalesischen Regierungstruppen und den tamilischen Separatisten nach Europa und Nordamerika flüchteten, ist in Krefeld ein großer tamilisch-hinduistische Kulturverein entstanden, der mittlerweile fester Bestandteil der Stadt ist und ihr multikulturelles Kaleidoskop entscheidend prägt.

So spricht Bürgermeistern Karin Meincke im Rahmen ihrer Eröffnungsrede von einer Gemeinde, die ihr besonders am Herzen liege. In Krefeld knüpfe die Präsenz der hinduistischen Gemeinschaft an eine lange Tradition der Religionsfreiheit an, erklärt die Bürgermeisterin. „Wir sind froh, dass wir sie in Krefeld haben“, sagt sie. Ihre Rede wird simultan auf Tamil übersetzt. In Folge dessen wird Meincke in einem traditionellen Gewand von den Gemeindemitgliedern geehrt.

Vinith Kowrithasan, Organisator

Im Rahmen des Tempelfestes, für das jährlich Menschen aus der gesamten Region und verschiedenen Ländern nach Krefeld kommen, werden die fünf Taten des Hauptgottes Shiva dargestellt, erklärt Mitorganisator Vinith Kowrithasan. Die linke Hälfte Shivas trete in Gestalt des Mannes, die rechte im Wesen der Frau auf. In Letzterer manifestiere sich die Göttin Sri Nagapoosani Ampal, die von der Gemeinde angebetet wird.

Der Hinduismus ist aber keine polytheistische Religion. Denn die verschiedenen Gottheiten sind lediglich Manifestationen eines höheren Prinzips. Im Rahmen der Prozession wird der farbenreiche Wagen mit zahlreichen Blumen und Obstvariationen geschmückt, ehe das Abbild Shivas mit einem Tuch verhüllt wird. Schließlich erleuchtet das Feuer des Priesters, woraufhin das Tuch feierlich entfernt und die Figur Shivas sichtbar wird.

Daraufhin beginnt der Festzug rund um den Park. Die Gemeinde hält an bestimmten Punkten an, um eine Zeremonie für die Zerstörung des Bösen — eine Tat Shivas — abzuhalten. Begleitet wird dies von traditioneller Musik sowie sri-lankischen Getränken und Speisen. Besonders die unzähligen kunterbunten Saris sorgen für ein beeindruckendes Farbenmeer, dass sich durch Krefeld zieht. „Ein friedlicher Feldzug gegen das Böse“, sagt Vinith Kowrithasan.

Dass dieses kulturelle Highlight auch in den kommenden Jahren in Krefeld stattfinden wird, ist allerdings nicht sicher. In den vergangenen Jahren habe es bereits Unsicherheiten hinsichtlich der Deckung der Mietkosten des Tempels gegeben, sagt Vinith Kowrithasan. Zudem sorgt sich die Gemeinde fortwährend um die Existenz des Tempels wegen der Baupläne für einen Festsaal am Business-Park.

Übersetzer Venthaan Anatharajan gibt zu bedenken, dass ein möglicher Umzug aufgrund der religiösen Bedeutung des Tempels nur schwer möglich wäre. Zudem findet er es schade, dass die hinduistische Gemeinde bei der Erhaltung religiöser Einrichtungen von Seiten des Staates nicht gleichwertig finanziell unterstützt werde.

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