Tag der Architektur: Das Haus mit Durchblick

Besuch in einem Privathaus am Karl-Hengsten-Weg und in St. Stephan.

Krefeld. Weiße Kuben, ineinander verschachtelt, schräg vorspringend - und oben thront das einzig runde Element, farbig abgesetzt, ein Treppenhaus: Das Einfamilienhaus am Karl-Hengsten-Weg in Hüls ist durch und durch komponiert. Schopenhauer hätte vielleicht seine Freude daran gehabt, für den Architektur "gefrorene Musik" war.

Und auch dem Bauherrn Christoph Tahedl, der mit seinem Lebensgefährten Matthias Reese hier eingezogen ist, dürfte der Gedanke gefallen. Macht er in seiner Freizeit doch leidenschaftlich gern Musik. Am Wochenende konnten zum "Tag der Architektur" in Krefeld gleich sieben Objekte aufgesucht werden.

Die WZ hat zwei davon herausgegriffen. So eben jenes Gebäude am Hülser Berg, das nicht nur zufällig an die klassische Moderne eines Mies van der Rohe oder Le Corbusier erinnert. Natürlich habe der Entwurf Anleihen bei den großen Vorbildern genommen, erläutert Architekt Uwe Schulz-Christofzik und verweist auf die typischen schmalen Lichtbänder in der Front und den orthogonalen Aufbau.

Letzterer ist allerdings bewusst aufgebrochen durch das Verschieben der Elemente. "Die Front haben wir herausgesetzt", deutet Schulz-Christofzik noch auf die Fassade, um die Besucher im Inneren gleich auf ein weiteres Beispiel aufmerksam zu machen. Im offenen Eingangsbereich wird noch viel Raum geboten, der sich durch schräg gestellte Wände zum Wohnbereich hin verengt. "So wird auch optisch deutlich: Hier kommt das Private."

Die vielen durchdachten Details der Innenarchitektur bis hin zu den aus der Wand ragenden rechteckigen Stahlstufen lassen das insgesamt 160 Quadratmeter große Gebäude unter anderem großzügiger erscheinen. Durchblicke von einer Seite des Hauses zum anderen, bis durch Fenster hinaus geben dem Raum Weite. Eine große Glasfront im Essbereich gibt das Gefühl, mitten im Grünen zu sitzen. "Wir fühlen uns hier sehr wohl", fasst Bauherr Tahedl zufrieden zusammen.

Die schlichte Form hat auch bei einem weiteren Objekt des Architekturtages ihren großen Auftritt. Die so genannte Katechesekirche St. Stephan der Innenstadtgemeinde Heiliggeist präsentiert sich sozusagen entrümpelt. Die Verspieltheit der Neugotik hat klaren Strukturen Platz gemacht, die den Blick auf das Wesentliche lenken sollen - den Altar. Die neue Ebenerdigkeit gibt den drei Kirchenschiffen Weite.

"Der Ausgangspunkt war das neue Konzept der Katechese - also der erklärenden Kirche", erläutert Architekt Alexander Littgen. Wichtig sei der Gemeinde daher die Reduzierung auf das Wichtige gewesen. Und so ist die neue Altarinsel nicht nur näher zu den Menschen gerückt, sie besteht außerdem aus schlichtem Beton mit angedeutetem Lettner, also einer Schranke zwischen Chor und Schiff.

Das abgesetzte Eichenholz konzentriert die Aufmerksamkeit auf den Altartisch selbst und den Ambo, das Lesepult. Und so werden in St. Stephan derzeit nicht nur mit Schrifttafeln Inhalte erläutert, in den weiterhin stattfindenden Sonntagsmessen gibt es ebenso Erklärungen zum katholischen Glauben.

Weitere Projekte wie Vorträge sind in Planung. Wie auch ein zweiter Bauabschnitt, für den derzeit jedoch noch das Geld fehlt. So soll das Kirchenschiff durch eine Glaswand von dem Eingangsbereich getrennt werden, um Platz für einen kleinen "Klosterladen" und Besprechungsräume zu schaffen.

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