Süßer die Glocken nie klingen . . .

Nach einer Restaurierung funktioniert das Glockenspiel am Jagdschloss der Burg Linn wieder. Aber auch andere Instrumente werden mit neuem Leben gefüllt.

Süßer die Glocken nie klingen . . .
Foto: Dirk Jochmann

Nachdem sie in den vergangenen Wochen verstummt waren, funktionieren die Meißner-Glocken nach einer Restaurierung wieder. Zuletzt musste die Steuerung des Glockenspiels ersetzt werden. Die Glocken, die das mittlere Fenster des Jagdschlosses der Burg Linn zieren, haben eine lange Geschichte. Sie beginnt mit dem Uhrmacher Paul Lenzen, der 1935 ein bronzenes Glockenspiel vor seinem Laden installierte. Dies wurde dann im Jahre 1942 im Krieg aufgrund der Ressourcenknappheit eingeschmolzen, um anderweitig benutzt zu werden. Nach dem Krieg entschied Lenzen sich abermals für ein Glockenspiel, diesmal allerdings aus Porzellan, sodass es nicht mehr eingeschmolzen werden konnte.

Die Herkunft dieses zweiten Glockenspiels ist nicht definitiv festzustellen. Lenzen plante, dieses neue Spiel über seinem Laden zu installieren, allerdings kam es nie dazu. Die Gründe dafür sind weitestgehend unbekannt. Nach seinem Tod kamen die Glocken dann nach Ulm, wo sie zeitweise gelagert wurden. Die Schwester des verstorbenen Uhrmachers schenkte die Glocken dann fünf Jahre später der Stadt Krefeld. Dort wurden sie ab 1965 auf dem Dachboden des Jagdschlosses gelagert, bis sie 1995 erneut installiert wurden. Das Glockenspiel kann mehrere Lieder spielen, unter anderem die Europahymne oder den Hochzeitsmarsch, welcher sich bei den vielen Trauungen, die im Jagdschloss stattfinden, großer Beliebtheit erfreut.

Heinz-Peter Beurskens, Linner Nachtwächter

Aber nicht nur das Glockenspiel wurde restauriert. Auch andere Instrumente des laut Museumsdirektorin Jennifer Morscheiser „skurillstem Bestand der Burg Linn“ füllten die Arbeiter mit neuem Leben. Denn das Jagdschloss der Burg Linn hat nicht nur ein seltenes Porzellanglockenspiel, sondern auch die größte öffentlich zugängliche Sammlung von mechanischen Musikinstrumenten. Dazu gehört etwa ein Symphonium, ein Vorläufer des Schallplattenspielers. Die gewünschte Melodie wird in eine Metallplatte eingestanzt und dann vom Symphonium erfasst und abgespielt.

Ähnlich wie bei den anderen Instrumenten im Linner Besitz war der Restaurationsprozess auch hier sehr kompliziert. „Obwohl wir auch international suchen, ist es sehr schwer, Experten für mechanische Musikinstrumente zu finden“, erklärt Jeannine Moens, Vorsitzende der Freunde der Museen Burg Linn. Andere Instrumente müssen ebenfalls noch restauriert werden. „Grundsätzlich altern mechanische Instrumente am besten, wenn sie gespielt werden, aber bestimmte Teile nutzen sich mit der Zeit ab“, erläutert der Linner Nachtwächter Heinz-Peter Beurskens.

Diese Restaurationen können sehr teuer werden: Die Kosten für eine Schallplatte liegen im dreistelligen Bereich, ein größeres Instrument kann auch fünfstellige Summen kosten. Daher ist das Museum dankbar für alle Spenden, die ihm zukommen. „Wir sind unseren Spendern sehr dankbar. Ohne sie wären die Vorführungen nicht möglich“, betont die Museumsdirektorin.

Eines der größeren Instrumente, das im Ausstellungsraum steht, ist das Pianola, ein selbstspielendes Klavier, das von der Museumsdirektorin liebevoll „Vorläufer der Karaokemaschine“ genannt wird. Durch das Treten von zwei Pedalen spielt das Klavier unterschiedliche Melodien ab, ohne dass der Spieler die Tasten betätigen muss. Durch ein kleines Fenster in der Mitte des Pianolas kann man dann den Text ablesen und auch mitsingen.

Die Möglichkeit, die unterschiedlichen Instrumente selber zu betätigen, bekommen Besucher jeden Sonntag um 14 Uhr bei einer Führung durch das Jagdschloss. Dort werden die Instrumente einzeln vorgestellt, erklärt und ausprobiert. Zudem kann man sich das Glockenspiel jeden Tag um 11 und 16 Uhr auf dem Hof der Vorburg anhören.

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