Suche nach einer neuen Mitte

Ein zentraler Platz, die Landesgartenschau und die City in 3-D – Menschen stellen sich Krefeld von morgen vor.

Krefeld. Sie blicken nach vorn. Sie machen sich Gedanken um die Zukunft ihrer Stadt. Sie beziehen sich auf die Perspektive, die sie durch ihren Beruf haben. Aber sie machen auch Aussagen, die die Stadt Krefeld allgemein angehen. Tenor ihrer Positionen, auch bei der Beschreibung des Ist-Zustandes: Krefeld hat Potenzial - aber es muss in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Sie - das sind Alexander Littgen, Architekt, Kerstin Radomski, Lehrerin und Politikerin sowie Bastian Grubert, Jungunternehmer.

Alexander Littgen (42) ist Architekt - und Mitglied des sich 2010 neu konstituierenden Gestaltungsbeirates für die Vereinigung freischaffender Architekten (VFA). Er sagt: "Krefeld braucht eine neue Mitte. Es müsste ein innerstädtischer Platz geschaffen werden, dort, wo das Leben ist.”

Ein großzügiger Platz in direkter Nachbarschaft zum Fußgängerbereich. Mit einer abwechslungsreichen Kulisse aus alter und innovativer neuer Architektur, mit Brunnen, Bäumen und weiteren stadtgestalterischen Elementen.

Wenn er "großer Platz” sagt, meint er das auch so. So groß wie der Platz der Wiedervereinigung oder mindestens so groß wie zum Beispiel der Platz an der Alten Kirche und der Göldenbachs-Platz zusammen. Wenn auf dem Platz etwas passiert, werden sich Innen- und Außengastronomie ansiedeln. Littgen ergänzt: "Der Ostwall ist nicht die Mitte, nicht das Zentrum. Dem ehemaligen Glanz der einstigen Flaniermeile sollten wir nicht länger hinterher trauern.”

Der Architekt propagiert Mut zu großräumigen Lösungen, zu Gesamtkonzepten: "Das ist seinerzeit auch bei der Entstehung der Wälle so gewesen.” Die St.-Anton-Straße könnte für den Durchgangsverkehr gekappt werden, so dass Theater- und Rathausplatz näher heranrücken. Littgen regt an: "Architektonische und städtebauliche Wettbewerbe sind hervorragende Mittel, um ein gehaltvolles Gesamtkonzept und neue Visionen für die Innenstadt zu erarbeiten.”

Kerstin Radomski (35) ist CDU-Politikerin und Lehrerin. In ihrem Zukunftsszenario spricht sie die Punkte an, die der Stadt auf den Nägeln brennen.

Ihre Vision: Die Landesgartenschau 2020 findet in Krefeld statt - und zwar mitten in der vollständig begrünten, parkähnlichen Innenstadt, die den Einzelhandel bereits nachhaltig belebt hat. Auch die Stadtteile und viele Straßen sind noch stärker begrünt worden.

Krefeld erhält 2020 die Auszeichnung als generationenfreundliche Stadt. Viele junge Familien, aber auch Ältere ziehen in die Innenstadt und die Stadtteilzentren, wo sie ein optimales Angebot von Arbeiten, Bildung, Kultur und Sport vorfinden.

Die Kinderbetreuung und auch die Kindergärten und Schulen werden immer stärker durch Senioren unterstützt - einige der beliebtesten Kindergärten sind sogar an Seniorentreffs angegliedert.

Möglich gemacht, so Radomski weiter in ihrer Vision, hat diese Entwicklung eine gemeinsame Kraftanstrengung von Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Bürgern. Das Rathaus ist ständiger Treffpunkt für unterschiedlichste Gruppierungen, die dort - und im Internet - die auch für Laien verständlichen aktuellen Planungsstände einsehen und kommentieren können. Bürger und Verbände nehmen so an den Entscheidungsfindungen der Verwaltung und des Rates teil und beteiligen sich an der Entwicklung der Stadt.

Bastian Grubert (27) ist Jung-Unternehmer und Chef der IT-Firma Tec-Sas. Berufsbedingt richtet er seine Aufmerksamkeit auf den Informations- und Telekommunikations-Sektor.

Er sieht bereits heute eine Kluft zwischen vernetzten und unvernetzten Bürgern. "Krefeld muss durch Schaffen von Motivations- und Bildungsanreizen versuchen, jedem den Zugang zum Netz zu vermitteln." Er geht noch weiter: "Dies könnte schon durch den - spielerischen und behüteten - Umgang mit den neuen Medien im Kindergarten passieren." Genau so wichtig sei aber auch die ältere Generation. "Ziel von Krefeld muss es sein, in den nächsten Jahren den Anschluss an die moderne Kommunikation zu schaffen."

Er hat auch ein Beispiel vor Augen: "Ich kenne eine Stadt in England, auf der man auf der Homepage der Stadt einen 3-D-Gang durch die Straßen der City machen kann. Per Link ist man dann auch bei den Händlern und deren Angeboten."

Er sieht dabei durchaus aber auch eine Gratwanderung. "Der Verstumpfung durch den Computer muss dabei entgegengewirkt werden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort