Stups: Kinderpflege mit Liebe

Das in Deutschland einzigartige Haus hat den Betrieb aufgenommen.

Krefeld. Kian liegt sanft gebettet auf einem flauschigen Polster. Immer wieder gräbt er den Kopf unter den Arm. Auch wenn man nur schwer Emotionen aus dem Gesicht des sechsjährigen Wachkoma-Jungen ablesen kann, scheint es ihm gutzugehen. Er wird liebevoll von einer Pflegerin umsorgt.

Kian ist einer der ersten „Ausflügler“, wie Karin Meincke, Bürgermeisterin und Oberin der DRK-Schwesternschaft, die Besucher des Stups-Kinderzentrums nennt, der den brandneuen Pflege-auf-Zeit-Bereich der hochmodernen Einrichtung an der Jakob-Lintzen-Straße ausprobieren darf.

„Nur dank der tollen und aufopferungsvollen Mehrarbeit der vielen Handwerker konnte das Kinderzentrum rechtzeitig fertiggestellt werden“, schwärmt Meincke während des ersten Rundganges. Mit dem Ergebnis sind alle Beteiligten hochzufrieden. Das Ziel der rund 1700 Quadratmeter großen Einrichtung ist, Familien mit chronisch kranken, aber auch gesunden Kindern zu stärken und zu unterstützen. Auch dann, wenn die Krankenkasse nicht zahlt. Dafür musste das Gebäude aufwendig renoviert und barrierefrei umgebaut werden.

Die Betten in den Zimmern für Nacht-Ausflügler sind wie Burgen konzipiert und lassen sich mit wenigen Handgriffen umbauen. Die weitläufigen Bäder ermöglichen das Waschen der Kinder mit sogenannten Waschbetten. In den Therapieräumen wurden Schienen in die Decke eingelassen, an denen Seilzüge befestigt werden können. Neben der Kurzzeitpflege gibt es das Spiel- und Begegnungshaus. Dort können Kinder untergebracht werden, deren Eltern die Betreuung zeitweise nicht gewährleisten können.

In der integrativen Kindertagesstätte lernen und spielen bis zu 30 Heranwachsende ab dem ersten Lebensjahr unter Anweisung von qualifiziertem Fachpersonal. Doch Hilfe gibt’s auch außer Haus: Der ambulante Kinderpflegedienst kümmert sich um die Versorgung in den heimischen vier Wänden. Drei Millionen Euro waren nötig, um das alte Gebäude so umzubauen. Ein Großteil dieser Summe wurde aus Spenden generiert, über eine Million Euro allein aus dem RTL-Spendenmarathon.

Doch auch hiesige Stiftungen haben einen Teil der Kosten übernommen. Die Schaffrath-Stiftung für Soziales überreichte dem Kinderzentrum einen Scheck in Höhe von 10 000 Euro. Auch bei den Küchen, die in den verschiedenen Abteilungen zu finden sind, hat Schaffrath einen Teil der Finanzierung übernommen. So blieb genug Geld, um selbst Highlights wie die „tanzende Badewanne“ zu installieren, die mit Licht- und Musik-Funktionen aufwartet und den Kindern ein ganz besonderes Badeerlebnis beschert. Nun werden noch die Außenbereiche fertiggestellt. Dafür, aber auch um noch ausstehende Kosten zu decken, appelliert Meincke an die Spendenbereitschaft der Bevölkerung. „Dieses Projekt ist einzigartig in Deutschland und verdient Unterstützung“, sagt sie. Tatsächlich bekunden bereits viele Städte Interesse am Konzept des Krefelder Hauses.

Wie schnell aus gesunden Kindern Pflegefälle werden können, zeigt das Beispiel des ersten Nacht-Ausflüglers David. Der Zweijährige hatte vor einem Jahr eine Schraube seines Bettchens verschluckt. Durch den Sauerstoffmangel wurde sein Gehirn irreversibel geschädigt. Nun liegt er im Wachkoma und ist auf die Hilfe der Eltern und der rund 35 Mitarbeiter des Stups-Kinderzentrums angewiesen.

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