Stromkasten wird zum Hingucker

Alex Weigandt und Jaroslaw Masztalerz von Tubuku starten Ostermontag auf der Gladbacher Straße mit Runde zwei der Verschönerungsaktion „Bunte Stadt“.

Krefeld. In Zeiten, in denen sich immer mehr Kreative in die digitale Welt stürzen und deren Möglichkeiten ausloten, möchte „Tubuku“ die Menschen auf der Straße wieder an das Analoge ranführen. „Tubuku“ - das sind Alex Weigandt und Jaroslaw Masztalerz, die aus ihrer Leidenschaft, Kunst auf Fassaden und Kästen zu sprühen, eine berufliche Option gemacht haben. Vor einem Jahr gründeten die beiden angehenden Kommunikationsdesigner unter dem gleichlautenden Namen ein kleines Unternehmen und begannen mit der Aktion „Bunte Stadt“. Am Ostermontag sind sie mit der zweiten Runde der Verschönerungsaktion gestartet.

„Ist das von euch?“, fragt ein Passant mittleren Alters auf der Gladbacher Straße die Beiden, als er an ihnen und dem mit einem grünen Laubfrosch bemalten Schaltkasten der Telekom vorbeikommt. Der Fotograf der WZ hat ihn auf die Szene aufmerksam gemacht. „Ja“, sagen beide stolz. „Das ist schön - ein Kunstwerk“, sagt der Mann und geht zufrieden lächelnd weiter.

Die beiden 34 Jahre alten Männer erleben so etwas inzwischen öfters. Auf der Lewerentzstraße verschönerten sie bereits im vergangenen Jahr einige Schaltkästen mit Genehmigung der Telekom - allerdings auf eigene Kosten - mit ihrer Straßenkunst. Statt tristes und schnell wieder beschmiertes Grau zieren die Kästen ruhige Motive aus der Natur. „Landschafts- und Naturbilder sind meinungsneutral“, sagt Weigandt, sie kämen bei den meisten Menschen gut an.

Das war nicht immer so, als sie in jüngeren Jahren mit Graffiti im öffentlichen Raum begonnen haben. Doch inzwischen haben sie sich einen guten Ruf in der Szene wie auch bei Unternehmen erworben, für die sie längst arbeiten. Das liegt an ihrer Kreativität, Detailtreue — und eben an den Motiven. „Der Unterschied von Graffiti zu Streetart ist der, dass unsere Motive niemals politisch sind“, erklärt Masztalerz. Und ebenso wenig werblich. Selbst die hin und wieder von Nachbarn herbei gerufene Polizei wisse ihre Kunstwerke inzwischen zu schätzen. Wie auch die Telekom, die ihnen auf Nachfrage ihre Schaltkästen zur Verfügung stellt.

Am liebsten würden die Beiden alle Schaltkästen, aber auch unansehnliche Fassaden von Abbruchhäusern mit ihrer Kunst in Hingucker verwandeln. Bei den Bauwagen der Spielaktion „Mobifant“ haben sie das schon getan. Ebenso wie bei einer 3000 Quadratmer großen Abrisshalle einer bekannten Firma in Monheim, die innerhalb von zwei Tagen noch 7000 Streetart-Freunde besichtigt haben. „Eine bessere Werbung gibt es doch gar nicht“, sagen die beiden Jung-Designer. Demnächst werden sie in Düsseldorf-Eller die Kästen der Rheinbahn bemalen, weitere in Essen werden folgen.

Doch nicht das einzelne Kunstwerk zähle. Sie wollen künftig neben der kommerziellen Werbearbeit auch Fortbildung für Künstler anbieten. „Damit die Stadt und das Leben bunter werden.“ Im nächsten Jahr ist dann ein Street-Art-Festival in Mönchengladbach, Krefeld und Neuss geplant.

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