Streiterin für den Umweltschutz

Ilsebill Hauschild engagiert sich auch mit 95 Jahren für die Natur. Sie ist eine Mitbegründerin der Grünen in Krefeld. Heute feiert die Hülserin Geburtstag.

Streiterin für den Umweltschutz
Foto: Dieter Hauschild

Ilsebill Hauschild erwartet mit wachen, funkelnden Augen den WZ-Mitarbeiter. Trotz ihrer jetzt 95 Jahre ist sie neugierig, fast angriffslustig und nach wie vor eine leidenschaftliche Streiterin für den Umweltschutz. Man versteht sofort, warum sich das Mitglied und Urgestein der Partei Bündnis 90/Die Grünen mit seinem unbeirrbaren Einsatz für eine saubere, grüne Stadt mit seinen Anliegen so oft durchgesetzt hat. „Ich bin eine Grüne vom Geiste her“, sagt sie über sich. Als sie 1979 die Anzeige von Hildegard Lindner gelesen habe, die einen „Naturpartner“ suchte, sei dies für sie wie ein Weckruf gewesen, endlich aktiv zu werden.

Ilsebill Hauschild

Die gelernte Textilingenieurin blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Sie wurde am 2. März 1923 im sächsischen Neumark, einem Städtchen am Fuß des Erzgebirges, geboren. Ihre Familie betrieb dort einen Textilbetrieb mit Spinnerei, Weberei und Färberei samt Wohnhaus und wurde 1952 durch russisches Militär enteignet und vertrieben.

Zusammen mit ihrem Ehemann, einem Textilingenieur, zog es sie an den Niederrhein, weil dort nach dem Zweiten Weltkrieg viele Textilfabriken zerstört waren und wiederaufgebaut werden mussten. Als letzte von mehreren Stationen landete die Familie — inzwischen mit zwei Söhnen — in Hüls und der Ehemann beruflich bei der Verseidag in Krefeld.

In dem Schwedenhaus in Hüls wohnt sie nach dem Tod ihres Mannes noch heute mit ihrer Katze („Die ist so alt wie ich“) und bedauert, dass sie den geliebten großen Garten nicht mehr selbst in Ordnung halten kann. Ihr Sohn — der zweite lebt nicht mehr — unterstützt sie, so gut er kann. Ihre ehemaligen Aktivitäten sind so umfangreich, dass man nur einige nennen kann. So geht die „Aktion saubere Stadt“ (später Umwelt AG) auf ihr Engagement als Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft zurück, einer Initiative der Katholischen Arbeitnehmerbewegung KAB in Hüls.

Am 8. Mai 1976 sammelten Freiwillige 170 Kubikmeter Müll im Hülser Bruch, wobei Hauschild schon damals auf Vernetzung setzte und Vereine, Schulen, Landwirte, Stadtverwaltung, Bürger sowie Schulklassen vom Mitmachen überzeugte. Diese Aktion findet bis heute einmal im Jahr statt, organisiert vom Hülser Bürgerverein.

Für die „Hülser Mitteilungen“ schrieb die Naturfreundin 30 Jahre lang jede Woche einen Umwelttipp. 900 kamen zusammen, von denen Werner Stenmans 350 in einem Buch zusammenfasste. Richtungsweisend war ihr Einsatz für Themen, die bis heute hochaktuell sind. So kämpfte sie gegen die Grundwasserabsenkung im Hülser Bruch, den Einsatz von Pestiziden, den Verpackungsmüll, den Artenrückgang in der Tier- und Pflanzenwelt sowie für die Sperrung von Straßen durch das Hülser Bruch, den Verzicht auf Streusalz und die Mülltrennung. Auch der erste Papier-Container in Krefeld soll in Hüls gestanden haben. Auf ihre Initiative gab es einen Wettbewerb mit fantasievoll begrünten Häusern und den „Hölschen Blümkesmaat“, einem Tauschmarkt für Pflanzen, sowie eine Börse für Wildkräutersamen.

Noch heute kann sie sich bei Umweltsünden ereifern: „Die Holländer bringen ihre Gülle zu uns und verseuchen das Grundwasser“, reklamiert sie. Selbst im Pfarrgemeinderat von Hüls vertrat sie Umweltfragen. Als einzige Protestantin schaffte sie es als Vollmitglied in den Katholikenrat der Region Krefeld und machte den Verantwortlichen des Bistums Aachen klar, dass das Hülser Wahrzeichen St. Cyriakus mit einem Garten begrünt werden muss. Zu der Kämpferin passt, dass sie nach dem Mauerfall den früheren Familienbesitz in Neumark erfolgreich zurückforderte. Mit Hilfe von Hülser Investoren setzte sie um, dass aus der Fabrik ein Seniorenzentrum und aus dem Wohnhaus ein kleines Hotel entstand.

Die WZ gratuliert herzlich zum 95. Geburtstag, den die Jubilarin mit 30 Gästen angemessen feiern will.

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