Stipendium: Sprungbrett für Künstlerinnen mit Kindern

Ursula Theißen, Leiterin des Frauenkulturbüros NRW, setzt auf eine besondere Förderung.

Krefeld. Die Vereinbarkeit von Kunstbetrieb und Familie am Wohnort ist für die meisten Künstlerinnen fast so wie die Quadratur des Kreises. Viele Preise, vor allem aber Stipendien, sind mit der Residenzpflicht am Vergabeort gekoppelt. Für eine Frau mit eigener Familie also schier unmöglich. „Doch ohne diese frühen Auszeichnungen können Absolventinnen der Akademie kaum öffentliche Förderung oder gar Hauptpreise erzielen, die für ihre künstlerische Karriere aber von großer Bedeutung sind“, erklärt Ursula Theißen. Die Leiterin des Frauenkulturbüros NRW hat deshalb vor Jahren mit viel Herzblut „Präsenz vor Ort: Stipendium für Bildende Künstlerinnen mit Kindern“ initiiert.

Dieses Stipendium wird in diesem Jahr zum achten Mal an jeweils fünf Frauen vergeben und ist mit 5000 Euro dotiert. Von Beginn an ist es ein Sprungbrett für Frauen in der Kunst. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Frauenkulturbüros NRW mit Sitz in Heeder wird dieses bundesweit einzigartige Förderprojekt nun mit einer Ausstellung im Museum Schloss Moyland bei Bedburg-Hau gewürdigt. Noch bis zum Sonntag sind dort unter dem Titel „Alles Gute! 20 Jahre Künstlerinnenförderung NRW“ exemplarisch Arbeiten von zehn Künstlerinnen zu sehen.

„Sie alle haben im Laufe der Jahre das Stipendium erhalten. Und bei allen hatte das einen positiven Einfluss auf ihre Karriere“, sagt Annette Reker. Neben Ursula Theißen, der einzigen hauptamtlichen Kraft, komplettiert sie mit Sophia Boettcher-Willig und Heidi Mathias das Team des Frauenkulturbüros.

Sie war es auch, die als Kuratorin gemeinsam mit Stefanie Heckmann, der stellvertretenden Leiterin von Schloss Moyland, aus 35 ehemaligen Stipendiatinnen die zehn ausgesucht hat, die jetzt auf Moyland ihre ganz unterschiedlichen Arbeiten zeigen.

Die Ausstellung war im vergangenen Oktober auch der ideale Rahmen für die Verleihung des Künstlerinnenpreises NRW, der jedes Jahr in einer anderen Sparte vergeben wird.

2011 überreichte Landesministerin Ute Schäfer im Bereich Performancekunst den mit 10 000 Euro dotierten Hauptpreis an Ulrike Rosenbach und den mit 5000 Euro dotierten Förderpreis an Agnes Meyer-Brandis. „In diesem Jahr stellen wir erstmals den Fördergedanken in den Vordergrund und werden deshalb dafür 10 000 Euro ausloben“, sagt Sophia Boettcher-Willig. Bis zum 24. Juli können sich noch Künstlerinnen aus der Freien Szene der darstellenden Künste bewerben.

Dass das Frauenkulturbüro der Benachteiligung von Frauen im Kunst- und Kulturbetrieb auf vielfältige Weise entgegenwirkt, belegt das bis heute in Deutschland einzigartige Jurierungsverfahren. Die Künstlerinnen können sich — ohne Altersbeschränkung — frei bewerben, die Gremien werden stets neu besetzt und auch die Jurymitglieder für nur ein Bewerbungsverfahren berufen.

„Projekte, die hier im kleinen Kreis am Tisch entstehen, sind Wellen, die ganz viele Leute in Deutschland erreichen“, berichtet Ursula Theißen sichtlich stolz. Jüngstes Beispiel hierfür ist der Dramatikerinnen-Preis „Reif für die Bühne“, der erstmals 2009 für das Stück „Silverday“ an Almut Baumgarten verliehen wurde. Das Besondere daran: Gesucht werden Stücke für das Seniorentheater. Noch bis zum 30. April können sich professionelle Dramatikerinnen aus NRW an der Ausschreibung für 2012 beteiligen.

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