Start-ups: Wie Etablierte den Neuen helfen

IT-Spezialisten aller Art, Spieleentwickler und -designer haben bezahlbaren Platz im K2-Basecamp von Kleinwefers gefunden.

Krefeld. „Mitarbeiter des Monats“ steht auf einem Notizzettel an der Wand des Triclap-Teams. Darunter herrscht Leere. Kein Foto hebt die Leistungen eines Einzelnen hervor. Ein Spaß, den sich das kleine Team des Start-ups Triclap gemacht hat. Die fünf Mitarbeiter sind sowieso voller Energie im Einsatz — schließlich ist es ihr eigenes Unternehmen, um das es hier geht. Josua Waghubinger, Björn Witte, Daniel Kavczynski, Kai Kuhlmann und Daniel Oppitz sitzen seit Januar mit ihrem Entwicklerstudio für digitale Spielwelten im Souterrain des K2-Towers an der Kleinewefersstraße, einst komplett genutzt von der Kleinewefers GmbH.

Die ist nach Jahren anderer Besitzverhältnisse seit drei Jahren wieder Eigentümrin des Büroturms und des Industrieparks. Und in dem K2 Tower+Industriepark getauften Areal mit zehngeschossigem Hochhaus vermietet das traditionsreiche Unternehmen das ganze Untergeschoss unter dem Namen „K2 Basecamp Start-up“ an — der Name sagt es schon — Start-ups.

Etwa die Hälfte der rund 770 Quadratmer Fläche dort ist bereits zu für Existenzgründer finanzierbaren Konditionen vergeben. Außer Triclap arbeitet hier zum Beispiel die Software-Entwicklungsfirma Green No 7, hinter der Gerrit Pechmann und Erik Frister stecken, und JS IT Solutions von Hard- und Softwarespezialist Jörg Stürznickel.

Start-ups: Wie Etablierte den Neuen helfen
Foto: Dirk Jochmann

Die Spiele-Designer Lukas Kuhlendahl, Beate Sucrow, Dominica Wester und Johnas Wokrina bauen in ihrer Firma Weltenweber 3D-Illusionen, die mit Virtual-Reality-Brillen erlebt werden können. Erst vor einem Monat eingezogen ist Katalytics. Tobias Gretenkort, Lea Schirmer und Alexander Schröer unterstützen Firmen beispielsweise in Fragen der Blockchain-Technologie, also dezentral verteilter und dadurch fälschungssicherer Datenstrukturen.

Das Know-how der jungen Leute im eigenen Haus ist einer der Gründe, warum Kleinewefers das Konzept entwickelt hat. Womöglich können die Etablierten mit ihrer Erfahrung am Markt von den Innovationen der Neulinge profitieren und andersherum. „Wir bemühen uns, die Start-ups mit Hilfe unserer Mitarbeiter zu unterstützen und versuchen gerade peu à peu, ein Paket zu schnüren“, berichtet Reinhard Körsmeier, Prokurist und Leiter des Geschäftsbereichs Immobilien bei Kleinewefers. So zieht nun zum Beispiel in Kürze ein Jurist ins Haus, der sich mit Gesellschafts-, Wettbewerbsrecht und Patentschutz auskennt.

„Es hat uns beflügelt, wie wir aufgenommen worden sind“, sagt Gretenkort, „nicht nur von den anderen Start-ups, auch im direkten Austausch mit der Kleinewefers-Chefetage, die sich für alle interessiert, total offen ist und nachdenkt, ob sie die neuen Dinge nutzen können Und das, obwohl wir noch grün hinter den Ohren sind.“ Untereinander profitieren die Start-ups voneinander, indem sie beispielsweise die Entwicklungen der anderen testen.

Gleichzeitig genießen alle die Ruhe. Gerade die Weltenweber und das Triclap-Team, die zuvor in einem Großraumbüro für Start-ups in Düsseldorf saßen, schätzen sie. Das Bild von beim Kickerspielen entwickelten Geschäftsideen in der Start-up-Szene ist nicht ihres. „Wenn man Geschäftsideen ernsthaft verfolgen will, muss man eine Bürotür zum Zumachen haben“, sagt Josua Waghubinger von Triclap.

Eines ist aber doch anders als in vielen Unternehmen. Einen Konferenzraum mit schlichten Stühlen und Tischen gibt es im Basecamp nicht. Drop-in-Room heißt der Raum mit Lounge-Möbeln in Knallfarben, wenn mal mehr gebraucht wird als Büros. Die Einrichtung mit knallbunten Sesseln haben sich die Mieter selbst zusammengestellt — und Kleinewefers hat’s bezahlt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort